Die Projektkoordinatorin Sammy Domene war im Rahmen des Projekts „Bewegung bewegt was!“ zu Besuch im Kinderhaus St. Michael in Eislingen an der Fils. Hintergrund hierfür war eine Bewegungsaktion, die den Kindern aufzeigte, dass auch sie aktive Mitgestalter:innen der Bewegungsstunden sein dürfen.

Das Thema Partizipation und Beteiligung wird zunehmend zentraler im Alltag von Kindertageseinrichtungen. Kinder sind neugierig, aufgeschlossen und interessiert daran Dinge zu verstehen und den Alltag mitzugestalten. Durch Mitsprechen und Mitentscheiden lernen bereits die Kleinsten, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Gerade im Bereich der Bewegungserziehung erfahren die Kinder, wie wichtig es ist ihre eigene Meinung zu äußern und ihr Selbst zu testen. Eigene Grenzen können spielerisch erfahrbar gemacht werden, es wir über Regeln in der Gemeinschaft gesprochen und die Kinder spüren die Anerkennung und Wertschätzung der Erwachsenen.

Auf eine kurze Einführung in das Thema folgte eine Kinderkonferenz mit demokratischer Abstimmung. Die Kinder hatten die Möglichkeit unter drei Bewegungsangeboten zu wählen. Schlussendlich entschieden sich die Kinder einheitlich für das Angebot „Magier und Einhörner im Zauberwald“, welches verschiedene Renn- und Fangspiele beinhaltete.
Unterstützung bei der Aktion erhielte die Projektzuständige von Finn Krempl, welcher aktuell seinen Freiwilligendienst im Sport bei der TSG 1873 Eislingen e.V. absolviert.

Im Nachgang bot sich die Chance, mit der Leitung des Kinderhauses Ulrike Welz ein kurzes Interview zu führen. Ulrike Welz ist seit vielen Jahren Leitung der fünfgruppigen Einrichtung und verfolgt schon lange den Leitsatz, Kinder mit in den Alltag einzubeziehen. Zudem ist das Kinderhaus durch die Kinderturnstiftung speziell für die Bewegungserziehung in der frühen Kindheit geschult.

Frau Welz, wie wichtig ist Ihnen als Kinderhaus-Leiterin, dass die Kinder mitentscheiden können?

Ich halte es für ausgesprochen wichtig, die Kinder in alle sie betreffenden Entscheidungen einzubeziehen. Dadurch lernen sie einerseits Verantwortung für sich selbst und für die Gruppe zu übernehmen, aber auch Entscheidungen anderer zu akzeptieren und manchmal auch überstimmt zu werden. Die Kinder lernen, dass es wichtig ist sich einzubringen und dass durch ihre aktive Mitwirkung viel bewegt werden kann. Außerdem wird das Miteinander in der Gruppe geübt und gestärkt.

Welchen Vorteil sehen Sie in der Beteiligung von Kindern während des Kitaalltags?

Dadurch, dass die Kinder an Entscheidungen beteiligt sind, ist die Motivation, etwas zu tun, viel größer. Sie freuen sich und „fiebern“ mit, entwickeln Ideen und kommen miteinander ins Gespräch. Sie lernen nicht nur die Vor- und Nachteile kennen und abwägen, sondern auch, dass der Freund auch mal anderer Meinung als sie selbst sein kann.

Welche Chancen sehen Sie in einem partizipativen Bewegungsangebot für die Entwicklung der Kinder?

Die Motivation der Kinder ist um ein Vielfaches höher, wenn sie das Angebot selbst aussuchen können. Durch das gemeinsame Einteilen in Gruppen werden auch gemeinsame Lösungen gefunden, die von allen mitgetragen und meist auch eher angenommen werden. Für die Fachkraft ist es wichtig zu beachten, dass die Angebote so aufgebaut sind, dass die Vielfalt der unterschiedlichen Bewegungsarten, die geübt werden, möglichst groß ist.

Was haben Sie für sich als pädagogische Fachkraft bzw. als Leitung für die Kita aus der Aktion „Bewegung bewegt was“ mitnehmen können?

Beim Einteilen der Gruppen hat es mich positiv überrascht, dass die Entscheidung der Gruppe von allen ohne großes Tamtam hingenommen wurde. Das habe ich mit dieser Gruppe auch schon anders erlebt. Deshalb freut es mich umso mehr, dass die Kinder in Sachen Mitbestimmung bereits gut geübt sind. Grundsätzlich gab es einige Spielideen, die wir bestimmt weiterhin in unsere Turnangebote mit einbauen werden. Bisher war es bei unseren Turnangeboten so, dass wir im Vorfeld schon einen Parcours aufgebaut haben und nur einzelne Elemente ausgewählt werden konnten. Ich werde dieses neue Angebot im Team vorstellen und meine Kolleginnen und Kollegen bestärken, dies selbst auszuprobieren und eigene Erfahrungen zu machen.

Wie wollen Sie weiterhin mit dem Thema Beteiligung in Ihrer Einrichtung umgehen?

Das Thema Beteiligung ist bei uns momentan absolut präsent, da wir unsere Konzeption zu diesem Bereich aktuell überarbeiten und den Kindern viele weitere Möglichkeiten der Mitbestimmung geben möchten. Es ist wichtig, jeden Bereich nochmals genau anzuschauen um herausfinden zu können, welche Möglichkeiten der Beteiligung der Kinder bei uns im Haus bisher noch unentdeckt sind.