Vom 26. Juli bis 11. August 2024 finden in Paris die Olympischen Spiele statt. Dieses Ziel haben auch Sportlerinnen und Sportler aus Baden-Württemberg. „Sport in BW“ stellt aussichtsreiche Medaillenkandidaten vor. Um sich ihren Traum von einer Karriere in der Nationalmannschaft zu erfüllen, ist die Hockeyspielerin schon früh von Stuttgart nach Mannheim gependelt.

So hatte sich Stine Kurz das nicht vorgestellt. Gerne hätte die Hockeyspielerin des Mannheimer HC beim Turnier in Ranchi (Indien) im Januar mitgeholfen, dass sich die deutsche Nationalmannschaft für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren kann. Doch Bundestrainer Valentin Altenburg hatte die 23-jährige Abwehrspielerin kurzfristig nicht nominiert. Was Kurz einerseits verstehen konnte. „Ich war bei einem der Vorbereitungslehrgänge aufgrund meines Examens für das Logopädiestudium mit dem Kopf nicht ganz bei der Sache“, erklärt sie. Auf der anderen Seite war sie schon enttäuscht. Trotzdem hat sie ihren Kolleginnen die Daumen gedrückt. Und die haben das Turnier souverän gewonnen. Und damit die Qualifikation für Paris geschafft.

Auch wenn Stine Kurz beim Turnier in Indien nicht dabei war, die Chancen, dass sie beim olympischen Turnier wieder zum Kader gehört, sieht sie als realistisch an. „Es geht jetzt wieder von vorne los“, sagt sie, „ich habe wieder die Chance mich in den Kader zu spielen.“ Mit Leistung wird sie versuchen Bundestrainer Altenburg zu überzeugen. Etwa bei den Spielen der Pro League in Argentinien, bei denen sie Mitte Februar wieder dabei war.

So wie im Sommer bei der Heim-Europameisterschaft, ihrem ersten großen Turnier mit den DaNas (Abkürzung für Damen-Hockeynationalmannschaft). „Für mich war es eine krasse Erfahrung, weil ich noch nie auf diesem Niveau gespielt habe“, beschreibt sie ihre Auftritte, „mit einer Medaille nach Hause zu fahren war schon richtig cool.“ Bronze war’s. Deshalb ergänzt sie: „Klar hätte die Farbe gerne eine andere sein können, schließlich wollten wir den Titel gewinnen.“ Ein Tor im Halbfinale hat gefehlt.

Der Titel war auch 2022 bei der Juniorinnen-Weltmeisterschaft in Südafrika das Ziel. Auch damals hat es nicht ganz geklappt, am Ende gab’s nach einem 1:3 im Finale gegen die Niederlande Silber. Die Innenverteidigerin war jedoch persönlich als wertvollste Spielerin des Turniers ausgezeichnet worden.

Stine Kurz erzählt, dass sie auf dem Hockeyplatz groß geworden sei, weil Mutter und Vater in der Bundesliga gespielt haben. Aber nicht in Mannheim, sondern beim HTC Stuttgarter Kickers. Mit 14 Jahren hat sie sich dann für den Wechsel zum Mannheimer HC entschieden. Da sah sie die größeren Chancen, „um mir meinen Traum von der Nationalmannschaft verwirklichen zu können“. Zwar sei ihr die Entscheidung damals nicht leicht gefallen, „aber ich habe nicht bereut, was ich gemacht habe“. Trotz einer einigermaßen guten Anbindung mit dem ICE zwischen den beiden Städten ist Stine Kurz nach dem Abitur nach Mannheim gezogen.

Auch sportlich hat sich der Wechsle gelohnt. Nach mehreren vergeblichen Anläufen sind die Mannheimer Hockeyspielerinnen mittlerweile Deutsche Meisterinnen – auf dem Feld und in der Halle.

Zwangsweise gehören die DaNas beim olympischen Turnier zum Kreis der Favoriten. So wie meistens in der Vergangenheit. 2004 holten sie Gold, 2016 Bronze. Vor der Erwartungshaltung ist Stine Kurz nicht bange. Auch wenn sich manche ihrer Konkurrentinnen besser vorbereiten können. „Wir haben nicht die Möglichkeiten, die andere Mannschaften aus anderen Nationen haben, die sich tagtäglich treffen und trainieren“, erläutert sie, „wir haben nur einzelne Lehrgänge, die wir zusammen verbringen.“ Aber weil das Niveau in der Bundesliga mittlerweile sehr hoch sei, sei dies kein gravierender Nachteil. „Jede arbeitet an ihren eigenen Schwerpunkten“ erklärt Kurz, „wenn wir bei den Lehrgängen zusammenkommen und alle Puzzleteile zusammenfügen, dann hat man schon das Gefühl, dass das alles passt.“

Über ein Praktikum in der Praxis einer ehemaligen Mannschaftskollegin hat Stine Kurz die Logopädie kennengelernt. „Ich fand das super solle“, berichtet sie über ihre ersten Eindrücke, „ich arbeite gerne mit Menschen, sehr gerne auch mit Kindern.“ Die Folge: damit Sport und Berufsausbildung besser koordinierbar sind, hat sie sich für ein Fernstudium eingeschrieben. Das sie in diesen Wochen abschließt. „Die Bachelorarbeit würde ich gerne im Mai abgeben“, sagt sie. Damit wird es die Ablenkung wegen des Studiums nicht mehr geben. Und Stine Kurz hätte den Kopf frei für die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele.