Der Freiwilligendienst im Sport (FWD) erfreut sich seit Einführung im Jahrgang 2001/2002 großer und kontinuierlich wachsender Beliebtheit. Mit zehn FSJlern gestartet, absolvieren im aktuellen Jahrgang 2023/24 mehr als 580 Freiwillige ein FSJ, BFD oder FSJ Sport und Schule und machen den FWD im Sport in Baden-Württemberg zum Erfolgsmodell. Die bisher mehr als 5000 Absolventinnen und Absolventen haben sich als Alumni nach dem FWD beruflich in die verschiedensten Richtungen orientiert. Die Alumni-Serie der BWSJ gibt Einblicke, wohin die Reise bei manchen Ehemaligen ging und welchen Einfluss der FWD auf ihre Entwicklung hatte. Etwa von Stefan Schmeckenbecher.

Stefan Schmeckenbecher, heute 43 Jahre alt, blickt auf eine vielseitige und interessante Entwicklung zurück. Sein Start ins Berufsleben begann mit einem Freiwilligendienst im Jahr 2000, einer Zeit, in der die Freiwilligendienste noch in den Kinderschuhen steckten. Als erster Freiwilliger im Sport in Baden-Württemberg wurde er damals beim TV Rottenburg eingestellt – zum Start gab’s eine große Pressekonferenz mit Roger Schenk, dem Vorsitzenden der Baden-Württembergischen Sportjugend, und Landes-Sozialminister Friedhelm Repnik.
Stefan engagierte sich im TV Rottenburg, der kontinuierlich zu einem großen Verein mit über 4000 Mitgliedern heranwuchs. Norbert Vollmer startete damals als Geschäftsführer des Mehrspartenvereins. In diesem Umfeld sammelte Stefan wertvolle Erfahrungen, die ihm später im Bereich des Kinderschutzes zugutekamen. Nach seinem Freiwilligendienst blieb Stefan dem Verein treu, später als Beachvolleyballer, Trainer und ehrenamtlicher Kinderschutzbeauftragter.
Nach dem Abitur hat er mit einem Studium der Politologie und Pädagogik in Tübingen begonnen. Sein Interesse an gesellschaftlichen Strukturen und Organisationsformen führte ihn zu einer Tätigkeit im Institut für Friedenspädagogik. Im Laufe der Zeit entschied er sich für die Jugendhilfe und war seit 2009 in der vollstationären Jugendhilfe in Böblingen beziehungsweise Herrenberg tätig. Nicht zuletzt hat ihn sein Freiwilligendienst in diese Richtung gebracht.
Seit 2010 ist Stefan nun beim Diaspora Haus Bietenhausen aktiv. Dort begann er als Schulsozialarbeiter und stieg über die Jahre in verschiedene Leitungsfunktionen auf. Seit etwa drei Jahren ist er Geschäftsbereichsleiter für den Bereich Rottenburg mit allen Jugendhilfeangeboten. Diese Position umfasst Verantwortung für etwa 80 Mitarbeitende.
Stefan betont die Herausforderungen in der Jugendhilfe, insbesondere den steigenden Bedarf an Unterstützung und Beratung. Die hohe Nachfrage nach stationärer Unterbringung, verbunden mit einem Fachkräftemangel, stellt die Jugendhilfe vor große Herausforderungen. Dennoch macht ihm sein Beruf Spaß, da er ihn als sinnstiftend und wichtig empfindet.
Während seines FWD waren die Aufgaben in der damals noch überschaubaren Geschäftsstelle des TV Rottenburg vielfältig. Neben der Kommunikation und Verantwortung für Telefonate und E-Mails, gehörten auch Hallenbelegung, Organisation der Spieltage und Konfliktmanagement zu seinen Aufgaben. Stefan betonte die Bedeutung von „Freestyle-Aufgaben“ und die Möglichkeit, seine Talente und Qualitäten dort einzusetzen, wo sie gebraucht wurden. Durch die Organisation eines großen Behindertensportfest kam Stefan erstmalig mit der Behindertensportabteilung in Kontakt, was ihm neue Perspektiven eröffnete.
Besonders prägend war für Stefan der Unterschied in der Herangehensweise der Abteilungsleitung und Trainer im Behindertensport im Vergleich zu seinem bisherigen Fokus auf Leistungssport. Hier spielten pädagogische Aspekte und die begleitende Betreuung der Menschen eine zentrale Rolle, was bei Stefan zu einer Neubewertung seiner beruflichen Interessen führte.
An positiven Erinnerungen in seinem Freiwilligendienst hebt Stefan besonders das Projektmanagement hervor. Die Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Vollmer ermöglichte ihm wertvolle Einblicke und den Erwerb von Kompetenzen im Management von Organisationen sowie in Führungsaufgaben, insbesondere auch bei der Akquise und Unterstützung von Ehrenamtlichen. Dieses Wissen und die Vielfalt der Erfahrungen während des FSJ betrachtet er als entscheidende Elemente seiner persönlichen und beruflichen Entwicklung.
Abschließend betonte Stefan die Bedeutung des Freiwilligendienstes als Orientierungsjahr. Er hob die Möglichkeit hervor, sich Zeit nehmen, verschiedene Tätigkeitsfelder ausprobieren und sich in einem geschützten Rahmen auf das Arbeitsleben vorbereiten zu können. Der Freiwilligendienst ermögliche es, den Übergang vom Schülerdasein zum selbstständigen Leben gut angeleitet zu bewältigen.
In Bezug auf zukünftige Freiwillige empfahl Stefan, die Herausforderung des Projektmanagements anzunehmen und die Freiheit zu nutzen, eigene Ideen entwickeln und umsetzen zu können. Er ermutigte dazu, sich Rat von erfahrenen Personen einzuholen, aber gleichzeitig mutig eigene Wege zu gehen. Das Erlernen aus Erfahrungen, auch wenn mal etwas schiefgeht, sei ein unverzichtbarer Teil des Prozesses. Stefan schloss das Interview mit dem Ausdruck seiner Freude darüber, durch die Anfrage an seine eigene Zeit als Freiwilliger erinnert worden zu sein.