Als Judoka gewann Matthias Krieger Gold bei der Para-WM. In der Karriere danach engagiert er sich nicht nur als Trainer übermäßig.

Welch emotionale Bindung zwischen Stefan Saueressig-Fröling und Matthias Krieger besteht, konnten die Zuhörer bei der Verleihung des Trainerpreises des Landessportverbandes Baden-Württemberg sehen. Der ehemalige Para-Co-Bundestrainer Saueressig-Fröling der Judoka musste seine Laudatio seinen Nachfolger Krieger mehrmals unterbrechen, weil er Tränen in den Augen hatte. „Keiner hat den Preis mehr verdient als Matthias“, sagte Saueressig-Fröling. Im Anschluss überreichte er Krieger den Sonderpreis der BARMER.
„Einen besseren Nachfolger hätte ich mir nicht wünschen können“, sagt Stefan Saueressig-Fröling über Matthias Krieger, der ihn 2021 als Co-Bundestrainer der Judoka im Deutschen Behindertensportverband (DBS) beerbt hat. Dies betreffe sowohl den Menschen als auch den Trainer Krieger. Zum einen stehe er für Werte wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Korrektheit und Standhaftigkeit. „Besonders imponiert, dass Matthias seine Position vertritt, auch wenn er dafür Gegenwehr ernten sollte“, erklärt Saueressig. Aber der 39-Jährige, so Saueressig-Fröling, „trägt auch im sportlichen Bereich viele Ideen und Übungsformen weiter, die wir gemeinsam entwickelt haben“.
Seit Geburt verfügt Matthias Krieger nur über ein vermindertes Sehvermögen. Doch er hat früh gelernt damit zu leben. „Sein Motto: Nicht jammern, sondern immer versuchen eine Lösung zu finden“, charakterisiert Bundestrainerin Carmen Bruckmann den Mann mit den schlohweißen Haaren. Nach der Mittleren Reife an der Schlossschule Mannheim-Ilvesheim ging er auf die Judoschmiede am Heinrich-Heine-Gymnasium in Kaiserslautern, einer Eliteschule des Sports. Nach dem Abitur studierte er zunächst Jura, schwenkte dann aber auf Lehramt (Mathematik, Biologie, Religion) um. Mit diesem Studium war er nach den Paralympics 2012 in London fertig. Seitdem ist er an der Integrierten Gesamtschule Herzogenried, einer Brennpunktschule in Mannheim, tätig. „Matthias ist nicht nur einfach Lehrer, der seinen Unterricht abhält“, berichtet Bruckmann, „sondern als stark sozialengagierter Mensch macht er viele soziale Projekte.“
Obwohl in der Position als Co-Bundestrainer erst seit 2021 im Geschäft, verfügt Matthias Krieger bereits über sehr viel Erfahrung. Schon während seiner aktiven Zeit war er als Coach tätig. Ehrenamtlich. Mittlerweile gehören zu seiner inklusiven Trainingsgruppe zwischen 20 und 30 Athleten. Darunter auch Lennart Sass. Von den Weltmeisterschaften der sehbehinderten und blinden Judoka kehrte er im vergangenen August mit einer Bronzemedaille heim, nachdem er wenige Wochen davor Silber bei den Europameisterschaften gewonnen hatte. Die Judo-Zwillinge Jan und Julia Mollet, beide mehrfache Deutsche Meister, betreut er von klein auf.
So nachteilig die Sehbehinderung für Krieger im Alltag ist, als Trainer im Sport sei dies sogar ein Vorteil. Findet Saueressig-Fröling. „Weil Matthias die Problematik der Sehbehinderung kennt, kann er sich besser in die Athletensituation hineindenken“, erklärt er, „er kann beurteilen, wie viel von dem, was er als Trainer will, seine sehbehinderten Sportler umsetzen können.“ Er selbst behilft sich mit spezieller Technik, mit deren Hilfe er jeden Kampf aufnimmt und in einer vergrößerten Version anschauen kann.
Dass Matthias Krieger auch als Trainer erfolgreich agiert, ist für Stefan Saueressig-Fröling keine große Überraschung, denn schon während seiner aktiven Zeit als Sportler habe er mitgedacht und mit seinem Trainer die verschiedenen Übungsformen ausführlich diskutiert. „Deshalb haben wir das Maximum herausgeholt“, sagt sein Vorgänger Saueressig-Fröling. Dies waren neben der Bronzemedaille bei den Paralympics 2012 in London auch noch ein WM-Titel sowie WM- und EM-Bronze.
Mit demselben Engagement hat er auch seine sportliche Karriere betrieben. „Matthias ist über drei paralympische Zyklen morgens um fünf Uhr aufgestanden und hat seinen Morgenlauf absolviert“, sagt sein ehemaliger Trainer Saueressig-Fröling anerkennend. Das ohne zu klagen. Ganz im Gegenteil. Mathias Krieger sei immer frohgelaunt und lustig.