Mit dem Jugendpolitischen Abend im SpOrt Stuttgart bot die Baden-Württembergische Sportjugend (BWSJ) auch in diesem Jahr wieder eine Plattform für Diskussion und Austausch zwischen Politik und Sport.

Eröffnet wurde der Jugendpolitische Abend Mitte November durch einen Impulsvortrag des JuniorTeams der BWSJ. In mehreren Beispielen wurde vom Junior-Team dabei aufgezeigt, welche Themen nicht nur den organisierten Sport, sondern auch die Generation von morgen momentan bewegen:

Was passiert, wenn die Förderung der Freiwilligendienste gekürzt wird? Welche Rahmenbedingungen braucht es, um der wachsenden Bedeutung von Schutz vor Gewalt (im Sport) gerecht zu werden? Wie könnten Umsetzungsszenarien einer bewegten Ganztagesbetreuung aussehen, um die Angebote der Sportvereine und -verbände bestmöglich mit einzubeziehen? Was zeichnet Anerkennung im ehrenamtlichen Engagement aus?

Ebendiese Themen wurden im nachfolgenden Austauschformat des World-Cafés aufgegriffen und die Jugend- und Sportpolitischen Sprecher sowie die weiteren Teilnehmenden an Thementischen zum Diskutieren und Debattieren eingeladen.

Ganztagesbetreuung: Chance und Herausforderung zugleich

Ab 2026 wird der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter bundesweit stufenweise eingeführt. Der organisierte Sport bereitet sich auf die damit verbundenen Aufgaben und Herausforderungen vor – neue Dimensionen der bisherigen Kooperation von Schule und Sport können entstehen und neue Berufsbilder sich etablieren.

Anne Köhler, stellvertretende Vorsitzende der BWSJ, sieht im kommenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule ab 2026 sowohl Herausforderung und Chance zugleich für den organisierten Sport. Der Landessportverband Baden-Württemberg mit seiner Sportjugend setzt sich politisch für die Schaffung von Rahmenbedingungen ein, so dass Sportvereine und -verbände diese wichtige gesellschaftliche Entwicklung für die Schüler und die Vereinsentwicklung nutzen können. Das Ziel des organisierten Sports in Baden-Württemberg bleibt es, möglichst alle Kinder für Sport zu begeistern und in die Sportvereine zu bringen.

Am Thementisch wurde jedoch schnell klar: Noch gibt es viele unbeantwortete Fragen. Erwin Köhler, Jugendpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen, bezieht klar Position: „Große Träger dürfen kleine Vereine bei der Ganztagesbetreuung nicht rausdrängen. Es muss für jeden Verein die Möglichkeit geben, sich zu beteiligen.“

Dass das Thema Ganztagesbetreuung mit vielen weiteren Faktoren zusammenhängt, wird auch am nächsten Thementisch deutlich. „Der Ganztag ist ein gutes Beispiel, wie der Freiwilligendienst gestärkt werden kann. Um zukünftig auch bei der Ganztagesbetreuung adäquate Angebote an Schulen durchführen zu können, sind Sportvereine u. a. auf den Einsatz der Freiwilligendienstleistenden
angewiesen“, so Jens Jakob, Vorsitzender der BWSJ.

Kürzt uns nicht weg – Mittelkürzungen des Bundes bedrohen Freiwilligendienste

Unter dem Motto „Kürzt uns nicht weg“ wurde bundesweit auf die drohenden Mittelkürzungen ab 2024 in den Freiwilligendiensten aufmerksam gemacht. Auch an diesem Abend wurde das Thema hitzig diskutiert.

Schließlich lag der Jugendpolitische Abend vor der Bereinigungssitzung des Haushaltsausschusses und dem ausstehenden Beschluss des Bundestages.

Sowohl bei den Sprechern der Landtagsfraktionen als auch bei den Vertretern der Jugendorganisationen der Parteien und dem weiteren Publikum herrschte Einigkeit: Mittelkürzungen in den Freiwilligendiensten sind das falsche Signal! Freiwilligendienste bieten engagierten jungen Menschen Orientierungs- und Entwicklungsmöglichkeiten und tragen darüber hinaus zur sportlichen Förderung von Kindern und Jugendlichen in vielen Vereinen und Schulen bei. Um diesem gesamtgesellschaftlichen Auftrag auch in Zukunft gerecht zu werden, müssen die Freiwilligendienste weiter finanziell stabil sein.

Weiterhin unklar bleibt jedoch, wie sich die gerade verhängte Haushaltssperre sowie die fehlende Planungssicherheit für 2025 auf den nächsten Jahrgang auswirken werden.

Schutzkonzepte müssen gelebt werden

Auch beim Thema „Schutz vor Gewalt“ ging es um das Thema Rahmenbedingungen. Magnus Müller, stellvertretender BWSJ-Vorsitzender, forderte weitere Unterstützung finanzieller und personeller Ressourcen. Nur so könne das Thema breiter an die Basis – in die Sportvereine – getragen und eine umfassendere fachspezifische Betreuung angeboten werden können. Die steigenden Anfragen stützen diese Forderung. Zustimmung kam von Manuel Hailfinger, Sprecher für Jugend- und Sportpolitik der CDU-Landtagsfraktion. „Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung dürfen im Sport ebenso wenig wie in anderen Bereichen der Gesellschaft geduldet werden“, ergänzte Hailfinger.

Die BWSJ machte an diesem Abend deutlich, in welcher Themenvielfalt der organisierte Sport  involviert ist und was er bereits alles leistet. Am Ende der Veranstaltung waren sich sowohl die Teilnehmenden als auch die Jugend- und Sportpolitischen Sprecher der Fraktionen im Landtag einig: Sport hat das Potenzial Menschen und Themen zu bewegen. Politik die Verantwortung, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.