Als größte Herausforderung seines Lebens bezeichnet Georg Zipfel seine neueste Aufgabe. Als Renndirektor im Auftrag des Internationalen Skiverbandes Fis soll er die Para-Wettbewerbe nordisch attraktiver gestalten.

Georg Zipfel hat als Skilangläufer schon viel erlebt. In den 1970er Jahren hat er an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften teilgenommen. Danach bekleidete er beim Deutschen Skiverband (DSV) verschiedene Positionen, bis zum Disziplintrainer bei den Männern. Bei den Weltmeisterschaften 2003 stand das erste Mal der Duathlon mit Skiwechsel, bei dem zuerst in der klassischen Technik und dann im Freistil gelaufen wird, auf dem Programm. In den letzten Jahren war der Schwarzwälder als Entwicklungshelfer unterwegs – in der Mongolei und vor den Olympischen Spielen 2022 in Peking für zwei Jahre in China. Und bei mehreren Weltcuprennen fungierte er als Renndirektor.

Seit dem vergangenen Jahr hat Zipfel einen neuen Job. Nachdem die Para-Skiläufer sich dem Internationalen Skiverband Fis angeschlossen haben, wurde der 70-Jährige mit seinen vielfältigen Erfahrungen angefragt. Zipfel sagte sofort zu. „Wenn die Fis im Langlauf anfragt“, erklärt er, „bin ich immer dabei.“ Seitdem klemmt sich der Kirchzartener mit Enthusiasmus hinter diese Arbeit.

Zunächst stand die Analyse an. „Ich habe mir bei den Paralympischen Spielen vieles angeschaut“, erzählt er, „aber vieles auch nicht verstanden.“ Beispielhaft nennt er die mangelnden Informationen. Auch die Taktung der Wettkämpfe hat ihn verwundert. Bei einem Weltcup standen in neun Tagen sieben Rennen auf dem Programm. Diese Ballung kommt auch daher, dass die Para-Athleten häufig sowohl im Langlauf wie auch beim Biathlon starten. „Als Trainer sage ich, dass das ein Unding ist“, erklärt Zipfel, „die Athleten waren nach den vielen Wettkämpfen mausetot.“ Daraufhin hat er den Zeitplan entzerrt – zwei Tag Wettkampf, ein Tag Pause, zwei Tage Wettkampf.

Die Wettkampfformate möchte er anpassen. „Wir müssen das publikumswirksamer gestalten, zum Beispiel mit viel kürzeren Strecken, damit die Sportler häufiger im Stadion bei den Zuschauern vorbeikommen“, beschreibt er seine Pläne. Damit mehr Läufer auf der Strecke sind, sollen diese in einem Verfolgungsrennen starten, zeitversetzt, je nach Beeinträchtigung. Wer am Ende als Erster im Ziel ist, ist der Sieger. Oder dass Läufer verschiedener Beeinträchtigungen parallel in die Loipe gehen. Zum Beispiel stehender Läufer neben einem sitzenden.

Weil die Para-Athleten beim Biathlon nicht auf der Anklage mit einer Distanz von 50 Metern schießen, sondern nur in einem Abstand von zehn Meter, wurde deren Stand häufig weit weg von den Tribünen aufgebaut. Dabei macht gerade das die Spannung des Wettkampfes aus. Mit einer mobilen Anlage kann man jedoch Abhilfe schaffen.

Auch auf der Suche nach Veranstaltungsorten kann Zipfel nicht aussuchen, sondern betteln und überzeugen. Trotzdem findet er immer wieder Kommunen, die neu dazukommen. Wie in diesem Winter das Martelltal in Südtirol. Dann hat der Schwarzwälder Zipfel noch große Pläne direkt vor seiner Haustüre. Auf dem Notschrei befindet sich der Para-Stützpunkt, „die Strecken sind prädestiniert für einen Weltcup“. Der Skimanager plant für den Januar oder Februar 2025. In Kombination mit dem zweitklassigen IBU-Cup. Um Synergien herzustellen. „Dann sind die Container zum Umziehen und Wachsen der Ski schon da“, erklärt er. Auch im Rahmen der Weltmeisterschaften 2025 in Trondheim werden Para-Rennen ausgetragen werden.

Gerne würde Georg Zipfel auch Nachwuchsprojekte anschieben. So wie er dies gemeinsam mit Anja Haepp vom BSB Freiburg schon einmal beispielhaft im Europa-Park mit einem Geschicklichkeitsparcours getan hat. „Später hat mir mein Arzt erzählt, dass er mit seiner sehbehinderten Tochter dort war“, schildert der passionierte Langläufer. Seitdem trainiert sie in einer gemischten Trainingsgruppe in Kirchzarten.

Solche Beispiele sind Bestätigung für Georg Zipfel. Und Motivation. Trotzdem erklärt der 70-Jährige: „Das ist die größte Herausforderung meines Lebens, ich weiß aber schon ganz genau, wie das Endresultat aussehen soll.“ Nur ist es bis dahin noch ein weiter Weg. Für Georg Zipfel dauert der viel zu lange.