
Wie kaum eine andere Sportart leidet Skisport unter der Klimaveränderung. Doch nicht nur deshalb hat der Schwäbische Skiverband die N!-Charta Sport unterschrieben.
„Für uns war die N!-Charta Sport als Überbau hilfreich, weil wir darunter einzelne Projekte zusammenführen konnten“, sagt Philipp Zofer. Der Vizepräsident für Nachhaltigkeit beim Schwäbischen Skiverband (SSV) berichtet, dass der Wintersportverband bislang noch kein abgestimmtes Nachhaltigkeitskonzept habe, sondern dass der Fokus momentan lediglich auf dem ökologischen Aspekt liege. Doch zur N!-Charta Sport gehören auch noch die beiden anderen Säulen Soziales und Vereinserfolg.
„Die Zukunftsfähigkeit des Sports in Baden-Württemberg ist unser wichtigstes Ziel – wir wollen uns heute so aufstellen, dass für die nächsten Generationen Sport in einer gesunden Umwelt, in einem guten sozialen Gefüge und mit einer stabilen Vereins- und Verbandsstruktur möglich ist. Dazu trägt die N!-Charta Sport in großen Maße bei“, sagt Jürgen Scholz, Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSVBW).
Schwere Zeiten für den Schneesport
Momentan ist es schwer, übermäßige Freude am Skifahren zu zeigen. Zu sehr lastet die Umweltproblematik auf dieser Sportart. Wegen der Klimaerwärmung muss immer mehr Schnee künstlich produziert werden. Dies benötigt Energie. Dieser Verbrauch führt angesichts der Diskussionen um Energieeinsparung zu einer Stigmatisierung. Für Kritik sorgt, dass zumindest in weiten Teilen Baden-Württembergs Skisport nicht direkt vor der Haustüre ausgeübt werden kann. „Zwischen 75 und 85 Prozent des CO2-Ausstoßes entfallen auf die An- und Abreise zum und vom Skigebiet“, erläutert Zofer.
Ziel: CO2-Ausstoß vermeiden
Deshalb wurde im Herbst gehandelt. Zu einem Ausbildungslehrgang im Pitztal wurde eine gemeinsame Fahrt angeboten, „weil von Füssen über den Fernpass die meisten die gleiche Strecke fahren“, so Zofer. Dass überhaupt auf einem Gletscher geschult wird, hat ganz pragmatische Gründe. „Unsere Lehrgangsteilnehmer sind meist jüngere Leute“, begründet Zofer, „deshalb sind wir auf die Herbstferien angewiesen. Weil die Vereine im Winter die Skilehrer bei ihren Ausfahrten hinsetzen, müssen wir auf die Gletscher.“
Nicht nur bei zentralen Maßnahmen in der Ausbildung, auch im Wettkampfsport ist das Thema CO2-Kompensation angekommen. Der Bezirk Allgäu hat sich für seine Bezirksmeisterschaften auf die Fahnen geschrieben, den verursachten CO2-Ausstoß zu kompensieren. Eine dauerhafte Lösung ist dieser „Ablasshandel“ jedoch nicht. Die Zielrichtung muss die Reduzierung, besser noch die Vermeidung von CO2-Ausstoß sein.
Problem für Nachwuchsgewinnung
Es liegt im ureigenen Interesse eines Wintersportverbandes wie dem SSV, etwas gegen eine weitere Erderwärmung zu tun. Denn ohne genügend Schnee werden
auch immer weniger Kinder und Jugendliche Skifahren oder Snowboarden erlernen. „Interessanterweise haben die schlechteren Winter eher die Vereine auf der Schwäbischen Alb oder im Schwarzwald getroffen“, erzählt SSV-Geschäftsführer Peter Keller. Denn diejenigen, die den Lift direkt vor der Haustüre haben, täten sich schwerer, sich zu bewegen. Die klassischen Skivereine aus den nördlichen Gebieten des Landes seien es schon seit jeher gewohnt, dass sie irgendwo hinfahren müssen.
Thema seit 1993
Skisport und Nachhaltigkeit ist kein neues Thema. So lässt sich auf der SSV-Homepage nachlesen, dass schon 1993 ein Workshop „Skisport und Umwelt“ mit
dem Ziel, der emotional geführten Diskussion zur Umweltproblematik entgegenzutreten, veranstaltet wurde. Einen langfristigen Erfolg konnte das Referat Skisport an Schulen nicht verbuchen. Trotzdem wird versucht, das Thema präsent zu halten. Wie etwa mit einem N!-Charta-Stand beim Verbandstag.
N!-Charta Sport als Motivation
Natürlich denkt man bei Nachhaltigkeit im Skisport überwiegend an die Unterlage, den Schnee. „Wir haben mit dem Thema „Prävention sexualisierte Gewalt“ unseren Leitsatz im sozialen Bereich“, erklärt Vizepräsident Zofer. Mit einem Workshop wird aufgezeigt, wie ein zwischenmenschliches Miteinander mit Respekt und Anerkennung aufgebaut werden kann. Damit soll jedem Einzelnen ein Zugang zum Themenfeld sexualisierte Gewalt und ein „Umgang“ damit ermöglicht werden. „Insgesamt bietet uns die N!-Charta Sport die Möglichkeit, unsere Aktivitäten zu dokumentieren“, lobt er die Vorzüge der N!-Charta. Weil die einzelnen Schritte auch von außen überwacht werden können, „hat man so ein bisschen eine höhere Motivation, in diesem Bereich zu liefern“. Und es biete die Möglichkeit zu zeigen, was man schon getan hat. Oder gerade tut, denn nach der Unterzeichnung wurden schon mehrere Projekte begonnen. Als Fundament für den Überbau N!-Charta Sport.