Der MTV Ludwigsburg war der erste Sportverein, der Volleyball-Landesverband Württemberg (VLW) der erste Fachverband, die die N!-Charta Sport unterzeichneten. Beide setzen an vielen kleinen und größeren Stellen an.

Die N!-Charta Sport wurde 2019 ins Leben gerufen und unterstützt Sportvereine und -verbände bei der Einführung und Umsetzung eines einfachen Nachhaltigkeitsmanagements. Es gibt viele Möglichkeiten für den organisierten Sport, nachhaltiger zu handeln. Doch oft fehlen Ressourcen und Know-how, um sich auf den Weg in Richtung Nachhaltigkeit zu begeben. Die beiden Pioniere zeigen, dass es gar nicht so vielem bedarf, um sich dem Thema anzunehmen.

Beim MTV Ludwigsburg gab die Verschmelzung mit zwei kleineren Vereinen den Anstoß. „Dass kleinere Vereine vor dem Aus stehen, hat uns gezeigt, dass nachhaltiges Arbeiten wichtig ist“, so MTV-Vorstandmitglied Dr. Holger Pressel, und weiter: „Wir haben uns dann Gedanken gemacht dazu, was man als Sportverein tun muss, um auch morgen noch zu existieren.“ 2019 brachte er dieses Thema bei seinen Vorstandkollegen zur Sprache, schnell waren alle überzeugt. „Die Gründe, sich als Sportverein mit Nachhaltigkeit zu beschäftigen, überwiegen ganz klar. Neben der Vorbildrolle, die wir haben, steigert man die Attraktivität nach außen und innen unmittelbar! Gerade jüngeren Menschen liegt dieses Thema mehr und mehr am Herzen“, so Pressel weiter.

Große Klammer „Nachhaltigkeit“

Der VLW gewann bereits drei Mal den Nachhaltigkeitspreis, den der Landessportverband Baden-Württemberg gemeinsam mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft immer wieder ausschreibt. Darüber erfuhr Geschäftsstellenmitarbeiter Torben Engelhardt von der N!-Charta Sport und begeisterte seine Kollegen und den VLW-Vorstand: „Es stellen sich schnell zwei Fragen: Was macht man bisher? Geht das nachhaltiger? So haben wir mittlerweile um all die kleinen und großen Projekte eine große Klammer gezogen, und die heißt Nachhaltigkeit.“

Aufwand hält sich in Grenzen

Patrick Dörken, Dualer Student bei Ludwigsburgs größtem Sportverein, ist für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie vor Ort zuständig: „Der Aufwand hält sich wirklich in Grenzen. Einzig, wenn es um die konkrete Umsetzung eines Projektes geht, ist es kurzfristig mehr Arbeit.“ Er hält es auch für kleine Vereine ohne hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle für möglich, Nachhaltigkeit zu leben und sich der N!-Charta Sport anzuschließen. „Auch bei uns bringen sich Ehrenamtliche und Mitglieder ein, per Telefon oder digital kommen immer wieder Ideen ein, die wir sammeln und dann besprechen.“ Engelhardt schließt sich dem an: „Wenn die Dinge einmal laufen, muss man nicht viel tun – außer regelmäßig zu überprüfen, ob die Vorhaben an allen Stellen umgesetzt werden.“ Sein zeitlicher Aufwand beschränkt sich mittlerweile normalerweise auf wenige Stunden im Quartal.

Konkrete Maßnahmen

Der Trinkwasserverbrauch in der 15 Mitarbeiter starken Geschäftsstelle sowie der Sportler auf dem Gelände des MTV Ludwigsburg war schon immer recht hoch. Hier setzte der MTV an: Früher bedurfte dies mehrerer Tausend Flaschen im Jahr – heute steht ein nachfüllbarer Wasserspender im Flur – Beschäftigte und Sporttreibende können ihre Mitgebrachten Flaschen jederzeit auffüllen. Eine kleine Maßnahme, die doch einen großen Unterschied macht. Ebenso verhält es sich mit Baumaßnahmen. Hier gilt: „Wenn man etwas Neues macht oder baut, sollte die Nachhaltigkeit immer mitgedacht werden“, so Dörken. Das neue Kampfsportzentrum besteht auf erneuerbaren Rohstoffen und hat ein begrüntes Dach.
Der VLW wiederum legt beispielsweise Wert auf nachhaltige Sportartikel und bietet digitale Angebote für seine Mitgliedsvereine. Der Schwerpunkt in der Projektarbeit liegt – wie vielleicht prinzipiell im organisierten Sport – im Bereich Soziales.
Das Wirken der beiden Sport-Players sieht auch die Landesregierung: Staatssekretär Dr. Baumann besuchte den MTV Ludwigsburg im Namen der Nachhaltigkeitstage der Landesregierung und verschaffte sich vor Ort einen Eindruck (siehe Bild links). Im Rahmen ihrer Sommertour stattete Kultusministerin Theresa Schopper dem VLW einen Besuch ab. Im gemeinsamen Austausch wurde unter anderem die Umsetzung der N!-Charta thematisiert. Zudem nahm der ehemalige Umweltminister Franz Untersteller in einer Videobotschaft Stellung zum Wirken des VLW.

Drei Säulen

Zu nachhaltigem Handeln gehören immer alle drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Die N!-Charta gibt lediglich vor, dass in jedem Zyklus aus jeder Säule ein Schwerpunkt fokussiert werden muss. „Dennoch ist man recht frei darin, wie man seine Ziele setzt. Wir können das so umsetzen, wie es für uns passt. Das macht es sehr leicht“, so Dörken. Und Engelhardt fügt an: „Man muss sehen, wo für einen selbst der Schwerpunkt liegt. Wir bewegen uns bei schnell umsetzbaren Maßnahmen vor allem im Bereich Ökologie, bei langfristigen Projekten im Bereich Soziales.“
Der VLW spart so Ressourcen, beispielsweise in der Geschäftsstelle Papier oder über eine Fahrtwegeoptimierung im Spielbetrieb CO2 ein. Zudem entwickelt er immer wieder neue Projekte, die den Zugang zu neuen Zielgruppen erschließen. Vor allem im Bereich Integration ist mit „Volleyball verbindet“ bereits seit mehreren Jahren ein großartiges Projekt im Gange.

Begeisterung schaffen

„Man braucht zunächst jemanden im Haupt- oder Ehrenamt, der sich für das Thema Nachhaltigkeit begeistert, dem das wichtig ist und der das Thema vorantreibt. Dann finden sich sicherlich Mitstreiter, kaum jemand wird es heutzutage ablehnen, den Verband oder Verein nachhaltiger auszurichten“, so Engelhardt. Diese Rolle übernahm Dr. Pressel beim MTV Ludwigsburg und ist froh, das Thema damals vorgebracht zu haben. „Wenn sich ein Paar Engagierte zusammensetzen, kann man an einem Abend erste Ideen entwickeln. Kleine Dinge sind schnell und mit wenig Aufwand umsetzbar.“

N!-Charta Sport-Netzwerk

Unterstützung gibt es zudem vom LSVBW und der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg. Neben regelmäßigen Workshops für Interessierte steht Ulrike Hoffmann, LSVBW-Referentin für Sport und Umwelt gerne zur Verfügung. Besonders wertvoll ist für Engelhardt zudem das entstehende Netzwerk: „Immer mehr Organisationen und Unternehmen setzen auf dieses Thema. So hat man gemeinsame Interessen, die häufig Türen öffnen. Zudem lässt sich gut voneinander lernen.“ Torben Engelhardt vom VLW, wie auch Dr. Holger Pressel und Patrick Dörken vom MTV Ludwigsburg stehen Vereinen und Verbänden ebenfalls gerne beratend zur Seite.

Hintergrund:

Weitere Informationen zur N!-Charta Sport finden Sie unter www.lsvbw.de/sportwelten/sportpolitik/nachhaltigkeit/. Der nächste Workshop für interessierte Vereine und Verbände findet statt am 25. November 2021. Weitere Informationen finden Sie im Veranstaltungskalender des LSVBW unter www.lsvbw.de/veranstaltung unter der Stichwort „N!-Charta Sport“.