Die neuste Shell-Studie zeigt: Jugendliche denken wieder politischer, sie wollen sich engagieren, einmischen und die Welt mitgestalten. Beim Wahlhearing der Baden-Württembergischen Sportjugend am 27.10.2015 konnten sie genau das tun.

Von wegen desinteressiert und pragmatisch: Jahrelang wurde die deutsche Jugend mit solchen Etiketten versehen. Dass dies alles andere als der Wahrheit entspricht, belegt nicht nur die neuste Shell-Studie, sondern man konnte es auch beim Wahlhearing der Baden-Württembergischen Sportjugend im freiRaum Stuttgart sehen und hören. Rund 80 Gäste diskutierten mit den jugendpolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen über sport- und jugendpolitische Themen.

Sportpolitische Themen im Jugendbereich? Da geht es um die Ganztagsschule und die Gestaltung des Nachmittags mit oder ohne den Sportverein, um die Mitbestimmung der Kinder und Jugendlichen im Verein und natürlich um Geld. Mit der Landtagswahl im kommenden Jahr könnten in diesen Bereichen nämlich die Karten neu gemischt werden. Thomas Poreski von den Bündnis 90/Die Grünen, Dr. Timm Kern von der FDP, Felix Schreiner von der CDU und Florian Wahl von der SPD stellten sich zwei Stunden lang den Fragen der Gäste zu genau diesen Themen und machten ihren Standpunkt klar.

Alle waren sich einig, dass Kinder und Jugendliche mehr Bewegung brauchen. Sport zu betreiben muss Spaß machen und vor allem freiwillig sein. „Wir brauchen mehr Kids auf Bolzplätzen als vor der PlayStation“, brachte es Florian Wahl auf den Punkt. Schule und Verein dürften auch im Rahmen der Ganztagsschule kein Gegensatz bilden, sondern ein Miteinander. Als Lösung sehen alle vier Politiker die bessere Verzahnung von Schul- und Vereinssport. Wie man diesen Weg dorthin allerdings am besten einschlagen kann, darüber hatten die Politiker ganz unterschiedliche Ansichten. Von „die rhythmisierte Ganztagsschule darf nicht auf den Sekundarbereich ausgeweitet werden“ (Dr. Kern) über „mit geeigneten Rahmenbedingungen gehen die Vereine nicht unter“ (Wahl) und „die Vereine müssen auf der Höhe der Zeit sein und sich auf die neue Situation einstellen“ (Schreiner) bis „wir sollten uns ein Beispiel an den Ländern nehmen, die bei der PISA-Studie ganz vorne lagen, dann klappt es auch mit der Ganztagsschule“ (Poreski) waren alle Meinungen vertreten.

Auf offene Ohren bei den Politikern stieß die Forderung von Stefan Zyprian, Vorsitzender der Baden-Württembergischen Sportjugend:

„Der Kinder- und Jugendsport steht vor großen Herausforderungen. Das Ziel der Politik muss es sein, ideale Rahmenbedingungen zu schaffen. Ich fordere daher, dass das Land pro Jahr für jedes Kind, das Mitglied in einem Verein ist, einen Euro investiert. Damit kann die Kinder- und Jugendarbeit im Sport strukturell abgesichert werden.“

Dr. Timm Kern attestierte Zyprian, dass das Ehrenamt erhalten bleiben müsse, und ergänzte: „Aber freiwillig, denn niemand soll in die Gemeinschaft hineingepresst werden.“ Was bereits viele Untersuchungen belegen, formulierte Florian Wahl noch einmal treffend: „Durch Videospiele, moderne Medien und länger werdende Schultage engagieren sich Kinder und Jugendliche immer weniger im Ehrenamt.“