Wo soll man anfangen, wenn man über Kurt Knirsch spricht. Klar, er war Turner durch und durch. Ende der 1950er Jahre gehörte er der bundesdeutschen Nationalmannschaft an.

Beruflich hat der diplomierte Sportlehrer, der ständig neue Ideen hervorbrachte, an der Universität Tübingen gewirkt. Professor Ommo Grupe hatte ihn 1973 ans Institut für Sportwissenschaft geholt. Damit war der Turn-Professor für die Ausbildung vieler Generationen von Sportlehrern im Bereich Turnen zuständig. Dabei hat er viel von den Studierenden verlangt, aber blieb immer menschlich. Wenn sich jemand bemüht und engagiert hat, dann hat er diesen nach seinen Fähigkeiten gefördert. Ob turnerischer Laie oder Weltklasse – die Könnensstufe spielte keine Rolle. Genauso gerne fuhr der in Lindenberg im Allgäu geborene Knirsch Ski. Mit dabei auf den Studienfahrten war stets seine Gitarre.
Kurt Knirsch war aber auch über Jahrzehnte in diversen Ämtern im Sport ehrenamtlich tätig. Sei dies im Schwäbischen Turnerbund (STB) oder Deutschen Turner-Bund (DTB) oder dem Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW). Die Entwicklung des Leistungssports innerhalb des STB, von der Talentförderung bis zum Bau und Betriebs der Leistungszentren für Trampolin in Ostfildern-Ruit, für die Rhythmische Sportgymnastik in Fellbach-Schmiden und des Kunst-Turn-Forums im Neckarpark in Stuttgart, gehen auf seine Ideen zurück. Bei der Turn-Weltmeisterschaft 1989 in Stuttgart organisierte Knirsch ein weltweit beachtetes Trainersymposium. Mit Herzblut entwickelt und ständig durch neue Impulse aktualisiert ist dieses Symposium bis heute erfolgreicher und fester Bestandteil des DTB-Pokals.
Auch im Landesausschuss Leistungssport, dem Vorgänger des Präsidialausschusses Leistungssport (PauLe), hat er immer wieder maßgeblich Impulse gegeben. Nicht nur für die Turner, sondern für alle Verbände war er ein kompetenter und geschätzter Vertreter.
Schon früh hat Knirsch damit begonnen, die biomechanischen Hintergründe des Turnens zu ergründen. Dazu hat er mit einer Holzpuppe die verschiedenen Bewegungsabläufe nachgestellt. Daraus sind als Abstraktion die Reihen der Strichmännchen entstanden, mit denen er die kompliziertesten Übungsteile in einzelne Abschnitte zerlegte und sie damit verständlich machte. Daraus machte er dann ein Geschäftsmodell, schrieb und verlegte viele Bücher. Diese waren weltweit gefragt.
Doch Kurt Knirsch dachte nicht nur an die Entwicklung von Turnerinnen und Turnen zu Athleten in der Weltspitze, sondern auch an die Jüngsten. Ende der 1980er-Jahre entwickelte er das Konzept der Kindersportschulen. Die Idee dahinter ist, dass Kinder von drei bis zehn Jahren eine möglichst breite motorische Grundlagenausbildung in den verschiedensten Bewegungsformen bekommen, indem sie mit verschiedenen Sportarten, zentral Turnen, Leichtathletik und Schwimmen, in Kontakt kommen.
„Kurt Knirsch war eine Institution im Turnen“, würdigte ihn LSVBW-Präsident Jürgen Scholz. Am 16. März ist Kurt Knirsch in Tübingen gestorben. Er wurde 92 Jahre alt.