Sport in BW sprach mit Dörte Conradi, die als ständige Vertreterin der Kuratoriumsvorsitzenden, Sportministerin Theresa Schopper, im Kuratorium der Stiftung OlympiaNachwuchs sitzt, über aktuelle Themen und langfristige Ziele der Stiftung.

Frau Conradi, Sie sind seit zwei Jahren Teil des Kuratoriums der Stiftung OlympiaNachwuchs. Welche Entwicklungen gab es seit Ihrem Einstieg?

Nachdem ich im Juni 2019 von Frau Ministerin Dr. Susanne Eisenmann gebeten wurde, den Vorsitz im Kuratorium zu übernehmen, wurde mir klar, dass hier alle mit großem Engagement und Herzblut bei der Sache sind. Hier stehen die Athletinnen und Athleten im Vordergrund. Die Arbeit im Kuratorium bereitet mir daher große Freude, der Einsatz lohnt sich. Mich persönlich freut es sehr, dass die Anzahl der Geförderten in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert werden konnte. Denn genau das zeigt, dass die Förderung durch die Stiftung notwendig ist. Auch die Anzahl an Sportarten nimmt stetig zu, der Stiftung gelingt es immer besser, das Spitzensportland BW in seiner Breite abzubilden. Zudem ist es gelungen, die Stiftungsarbeit und die Unterstützungsmöglichkeiten zunehmend bekannter zu machen.
Und dann hat uns natürlich auch die Corona-Pandemie beschäftigt.

Sie sprechen es an: Die Corona-Pandemie hat auch den Leistungssport getroffen. Welche Auswirkungen hatte diese turbulente Zeit auf die Stiftungsarbeit?

Zunächst hatte die Pandemie Auswirkungen auf die die Gestaltung der Sitzungen. Die Sitzung im Jahr 2020 wurde als Hybrid-Veranstaltung durchgeführt, bei der diesjährigen Sitzung haben wir ein rein digitales Format gewählt. Beides hat gut funktioniert, auch wenn der direkte Kontakt mir persönlich fehlt.
Viel zentraler ist jedoch, dass wir gespürt haben, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Athletinnen und Athleten und ihr persönliches Umfeld haben kann. Auch Familien unserer Sporttalente sind von der Pandemie direkt betroffen. Wenn es dann um finanzielle Einschränkungen der Eltern geht, wirken diese sich unmittelbar auf die Fördermöglichkeiten der Sporttalente aus und machen die Unterstützung durch die Stiftung ganz besonders wichtig. Die Stiftung hat daher im Dezember 2020 als Besonderheit zusätzlich jeweils 200 € ausgeschüttet.
Festzuhalten bleibt, dass die Stiftungsarbeit vergleichsweise wenig von der Corona-Pandemie betroffen war, anders als viele andere Lebensbereiche.

Ende Juni fand die jährliche Kuratoriumssitzung der Stiftung OlympiaNachwuchs statt. Welche Rolle nimmt das Kuratorium in der Arbeit der Stiftung ein?

Formal betrachtet überwacht das Kuratorium die Rechtmäßigkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der Führung der Stiftungsgeschäfte, beaufsichtigt also die Arbeit von Vorstand und Geschäftsführung. Wir beraten aber auch den Vorstand über die Vergabe von Finanzmitteln aus dem Stiftungsertrag für Maßnahmen sowie in allen Fragen des Stiftungszwecks. Das Kuratorium entscheidet auch in grundlegenden Fragen, wie beispielsweise bei Satzungsänderungen, einer Aufhebung der Stiftung sowie über die Zusammenlegung mit anderen Stiftungen. Insgesamt ist die Arbeit zwischen Vorstand, Geschäftsführung und Kuratorium selbstverständlich eine Teamleistung mit dem Ziel der bestmöglichen Förderung unserer Talente.

Welche Punkte stehen aktuell im Fokus? Gib es Neuerungen für die geförderten Athleten?

Ja, die gibt es, und sie sind sehr positiv. Das Kuratorium hat bei seiner letzten Sitzung vergangenen Monat dem Vorschlag des Vorstands zugestimmt, mit sofortiger Wirkung den Mindestförderbetrag auf 100 € pro Monat für bestehende und neue Anträge anzuheben. Damit reagiert die Stiftung auf die stetig anwachsenden Lebenshaltungskosten. Die Athletinnen und Athleten haben damit unmittelbar mehr finanziellen Spielraum und können sich weiterhin vorrangig auf die Umsetzung ihrer dualen Karriere konzentrieren.
Wir haben außerdem den Vorstand ermächtigt, für ein zeitlich befristetes Projekt Erträge in Höhe von 100.000 Euro zu verwenden. Der Vorstand hatte uns bereits erste Gedanken vorgestellt, die uns gut gefallen haben. Ich bin schon sehr auf die weiteren Entwicklungen bei diesem Projekt gespannt…

Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg unterstützt die Stiftung OlympiaNachwuchs seit jeher. Sie vertreten das Kultusministerium im Kuratorium. Welchen Stellenwert hat diese Art der Förderung für das Ministerium und die Ministerin?

Die Förderung des Nachwuchsleistungssports hat für unsere Sportministerin Theresa Schopper und das Kultusministerium eine besondere Bedeutung. Wir beobachten sehr genau die Doppelbelastung einer dualen Karriere in Sport und Schule bzw. Studium, Ausbildung und Beruf. Es ist absolut bemerkenswert, mit welchem Ehrgeiz, welcher Hingabe, Motivation und Disziplin unsere jungen Talente beides meistern. Aber oft entstehen dabei auch größere finanzielle Belastungen, ausgelöst etwa durch das Wohnen im Internat, eine Eigenbeteiligung bei Lehrgangsmaßnahmen oder die Anschaffung von neuem Material. Genau hier setzt die Stiftung an – und das ist gut so.

Worin sehen Sie den größten Mehrwert der Stiftung OlympiaNachwuchs? Worauf zielt die Stiftungsarbeit langfristig ab?

Die Stiftung unterstützt Sporttalente des Landes auf dem Weg in den nationalen und internationalen Spitzensport ohne dabei die berufliche Ausbildung aus dem Blick zu verlieren – dies ist für mich der größte Mehrwert. Selbstverständlich freuen wir uns über jeden sportlichen Erfolg der von der Stiftung geförderten Athletinnen und Athleten. Wir sehen dies auch als Bestätigung unserer Stiftungsarbeit an. Gleichzeitig ist uns aber auch bewusst, dass ein erfolgreicher Schulabschluss auch über die sportliche Karriere hinaus von enormer Bedeutung ist, um persönliche Ziele und Lebensvorstellungen realisieren zu können. Wenn ein ehemals gefördertes Toptalent nach der sportlichen Karriere mit beiden Beinen im beruflichen Leben steht, ist dies für uns ebenso Bestätigung wie ein sportlicher Durchbruch auf der internationalen Ebene.

                                                                                   Das Interview führte Jennifer Schagemann

Hinweis: Eine gekürzte Version dieses Interviews erschien in der August-Ausgabe von Sport in BW.