Zum 27. Mal zeichneten der Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW) und seine Partner Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg sowie die BARMER herausragende Trainer aus. Verónica Sapena-Mas, Leiterin Förderprojekte vom Unterstützer Porsche AG, begrüßte die Gäste und übergab die Preise wie auch Sportstaatssekretärin Sandra Boser. Die Trainerpreise 2023 gehen an Langlaufcoach Tino Uhlig, Ex-Basketball-Landestrainer Reiner Braun, Judoka Matthias Krieger und Leichtathlet Ralf Weber.

Als Tino Uhlig den Veranstaltungsraum im Porsche-Museum betrat, in dem die Preisverleihung zum „Trainer des Jahres 2023“ stattfinden sollte, hatte er so eine Ahnung. Die zweifache Nordische-Kombinations-Vizeweltmeisterin Nathalie Armbruster hatte ihren Langlauftrainer nach Stuttgart „gelockt“ mit der Bemerkung, dass sie geehrt würde und ihren Coach und dessen Familie gerne dabei hätte. Dass Uhlig der Geehrte sein würde, wusste er nicht, als er sich in Baiersbronn Richtung Stuttgart aufgemacht hatte.

„Ich habe etwas getan, was ich normalerweise nicht mache“, begann Nathalie Armbruster die Laudatio auf ihren Trainer, „ich habe zum ersten Mal meinen Trainer angelogen.“ Doch der hat ihr diese kleine Schwindelei angesichts der Auszeichnung verziehen. Zumindest an diesem Abend. „Für diese Lüge gibt es eine Revanche“, sagte der Übungsleiter, „da lass ich mir etwas Besonderes einfallen.“ Sein Lachen verriet, dass diese Revanche nicht allzu heftig ausfallen würde. Denn seine Athletin hatte zuvor schon bekannt, dass das Training anstrengend sei, „mein legendäres Jammern kann ich nicht unterdrücken.“ Die Reaktion des Trainers: „Wenn mal wieder gejammert wird am Berg, dann lass ich das an mir abprallen.“

Doch Tino Uhlig, der an zwei Paralympischen Spielen teilgenommen hat, weiß genau, wie mit seinen Sportlern umgehen muss. „Wir besprechen auch die Dinge des Alltags miteinander“, sagte er, „ich muss wissen, was meine Athleten bewegt, damit ich im Training darauf Rücksicht nehmen kann.“

Dieses besondere Verhältnis zu ihren Trainern hoben noch weitere Sportler hervor. Etwa Basketballprofi Paul Zipser, der sich noch gut an die Trainingslager in seiner Jugend mit Landestrainer Reiner Braun erinnern kann. „Du hast viele erziehungstechnische Maßnahmen ergriffen, was dich ab und zu in die Rolle einer Vaterfigur geschubst hat, die du sehr gut erfüllt und uns Jungs viel mit auf den Weg gegeben hast“, lobte Zipser in einer Videogrußbotschaft. Braun hörte dies mit großer Genugtuung. „Im Nachwuchsbereich ist man nicht nur Trainer, sondern auch Erzieher“, sagte Braun, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde.

Mehr als 40 Jahre hat sich Braun als Verbands- und Landestrainer um junge Nachwuchsspieler gekümmert. Darunter waren neben Zipser, der von Heidelberg über Bayern München für zwei Jahre zu den Chicago Bulls in die NBA gewechselt war, auch spätere Nationalspieler wie Pascal Roller, Robert Maras oder Isaac Bonga, der im September mit zum Gewinn des Weltmeistertitels beigetragen hat. In der Stunde des größten Triumphes eines deutschen Basketball-Teams, darauf hat Laudator Joachim Spägele als Vizepräsident des Deutschen Basketball-Bundes hingewiesen, habe Bundestrainer Gordon Herbert an „all die Hunderte von Trainer, die sich dem Nachwuchs-Leistungssport verschrieben haben, das halbe Dutzend an Landestrainern, die mit den 14-, 15-, 16-, 17-Jährigen trainieren, diese sichten und letztlich den Bundestrainern Talente heranführen“, erinnert und ihnen gedankt, so Spägele. Der Beleg dieser erfolgreichen Arbeit stand in Form des Original-WM-Pokals im Raum.

Von einem besonderen Trainer-Athleten-Verhältnis hat auch Stefan Saueressig-Fröhling berichtet. Als Matthias Krieger 17 Jahre alt gewesen sei, so sagte der ehemalige Judotrainer des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), habe er mit ihm eine große Reise begonnen. Das war im Jahr 2002. Zu den Stationen zählten auch drei Teilnahmen an Paralympischen Spielen. Zweimal hat Matthias Krieger eine Medaille verpasst, bei der dritten Teilnahme, 2012 in London, gab’s das ersehnte Edelmetall: Bronze. „Es ist nicht nur eine Geschichte des Erfolgs, sondern auch der Beharrlichkeit“, sagte Saueressig-Fröhling. Weiter führte sein Mentee aus: „Ich möchte dir auch für deine Haltung und die Werte, die du vertrittst, gratulieren.“ Der meinte bescheiden: „Es ist wichtig, dass man für etwas einsteht. Standhaftigkeit – das muss man üben.“

Dies hat auch Winfried Plötze begeistert. Der Landesgeschäftsführer der BARMER Baden-Württemberg, die den Trainerpreis für Krieger auslobte, hob hervor: „Matthias Krieger zeigt uns, was geht. Seine sportlichen Erfolge, seine Leistungsbereitschaft und seine positive Lebenseinstellung sind inspirierend.“ Mittlerweile hat Krieger die Position von Saueressig-Fröhling übernommen. Und auch schon eigene Erfolge als Trainer vorzuweisen. Seine Athlet Lennart Sass wurde vergangenes Jahr Weltmeister.

Eine besondere Einstellung hat auch Ralf Weber in seiner Trainerkarriere ausgezeichnet. Denn welcher Trainer hätte nach dem Sieg seiner Athletin bei einer Weltmeisterschaft gesagt: „Ich höre auf.“ Weitspringerin Malaika Mihambo hatte er von klein auf bis in die Weltspitze begleitet. Doch dann wurde ihm der Einsatz als Trainer zu hoch, er hatte zu wenig Zeit für seine Familie. „Ralfs Ausstieg ist für viele überraschend gekommen“, sagte Sven Rees, Leistungssportkoordinator Leichtathletik Baden-Württemberg, „aber auch das verdient Respekt, wie vieles, was er vorher gemacht hat.“

Aufgefallen war Ralf Weber, der den LSVBW-Sonderpreis erhielt, dem Leichtathletikverband schon viele Jahre davor, weil „immer mehr Athleten der LG Kurpfalz in den Landeskadern aufgetaucht sind“. Für Ress war dies keine Überraschung. „Dass deine Athleten immer topfit waren, kann man von einem Mathematiker erwarten“, sagte er augenzwinkernd mit Blick auf die Fachrichtung des sportlichen Lehrers. Der orientierte sich jedoch nicht nur an nackten Zahlen. „Ich habe die Emotionen geliebt“, sagte er, „nicht nur bei Erfolgen, sondern auch beim täglichen Training.“

„Die Auszeichnungen sind stellvertretend für die vielen Übungsleiter und Trainer, egal ob ehrenamtlich oder hauptberuflich“, sagte LSVBW-Präsident Jürgen Scholz, „ich finde es toll, dass die Laudatorinnen und Laudatoren aus dem Herzen berichtet haben, genau das macht unseren Sport aus.“ Die 150 Gäste aus Sport, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft waren sich am Ende der Veranstaltung einig, dass vier besondere Trainer ausgezeichnet wurden. Gezeigt hat sich auch, dass für Spitzenleistungen neben Leistungszentren und Bundestrainern vor allem ein immens hoher persönlicher Einsatz notwendig ist.