Beim Kongress „Sport und Nachhaltigkeit“ diskutieren Sportvereins- und -verbandsvertreter, was sie für mehr Nachhaltigkeit tun können.

Eigentlich gehören Sport und Nachhaltigkeit untrennbar zusammen. Denn wer Sport treibt, tut nachhaltig etwas Gutes für sein Wohlbefinden. Dies war die einhellige Meinung der Teilnehmer am Kongress „Sport und Nachhaltigkeit“. Diese Bühne wurde auch genutzt, um zehn Projekte, die den Nachhaltigkeitspreis gewonnen haben, vorzustellen.
Jürgen Scholz wagte einen Blick in die Zukunft. „Wenn es uns gelingt, dass Nachhaltigkeit ein ganz normaler Prozess in unseren Sportvereinen ist, dann müssen wir nicht darüber nachdenken“, sagte der Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSVBW) beim Kongress „Sport und Nachhaltigkeit“ Mitte Mai in Stuttgart. Und fügte dann er noch an: „Je normaler der Prozess ist, desto weniger muss man darüber reden.“ Zuspruch erhielt Scholz von Theresa Schopper. Die Ministerin für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg sagte: „Die Werte, die der Sport lebt, sind wichtig – das aufeinander zugehen, der Umgang mit Sieg und Niederlagen, das gegenseitige Rücksicht nehmen.“ Konkret wurde Frank Lohro als Vertreter des Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft und Leiter der Geschäftsstelle der Nachhaltigkeitsstrategie: „Mit der N!-Charta Sport haben wir ein wichtiges, niederschwelliges Modul um das uns viele Bundesländer beneiden.“ Mehr als 70 Sportvereine und -verbände haben die N!-Charta Sport bereits unterschrieben. Scholz denkt sogar noch weiter, sprach von einer Vorbildfunktion für Europa.

Auch unabhängig von der N!-Charta Sport engagieren sich bereits viele Sportverbände nachhaltig. Dies zeigte die rege Teilnahme am Wettbewerb „Sport und Nachhaltigkeit – den Wandel aktiv mitgestalten“. Die zehn Preisträger, die zusammen ein Preisgeld von 90 000 Euro erhalten haben, wurden im Rahmen des Kongresses ausgezeichnet. Und konnten ihre Projekte vorstellen. So wie Andreas Burkard. Der Geschäftsführer des Volleyball-Landesverbandes Württemberg brachte einen alten Ball, der zu einem Blumentopf umfunktioniert wurde und mittels dreier Kordeln an einem Kleiderbügel hing, mit auf die Bühne. „Alte Dinge sind Rohstoffe und können neu verwendet werden“, so Burkard.

Mit zunehmender Erderwärmung fällt in unseren Breitengraden immer weniger Schnee. Und die Ausübung des Skisports wird immer schwieriger. „Jeder Ort im Schwarzwald hat seinen eigenen Skilift, seine eigenen Loipen“, berichtete Sabine Sommer vom Skiverband Schwarzwald, „das ist bei uns wie anderswo der Sportplatz.“ Mit Matten als Grundlage versuchen der Verband und seine Vereine die Kinder vor Ort wieder zum Schneesport zu bringen. Anstatt punktuell weit in Skigebiete zu fahren.

Am Nachmittag diskutierten die etwa 200 Kongressteilnehmer und 70 weitere, die sich zur Reitsportfachtagung angemeldet hatten, in verschiedenen Workshops. Einer befasste sich mit der „CO₂-Bilanzierung und -Reduktion in Sportvereinen“. Können diese darauf, speziell bei der Nutzung von kommunalen Sporthallen einen Einfluss haben? Sicherlich, meinte Anne Portscheller als Projektleiterin BNE & Sport Beraterin Klima, KATE Umwelt & Entwicklung. Im Dialog mit den Verantwortlichen bei den Städten und Gemeinden lassen sich die Verbrauchsdaten erfragen, über geänderte Verhaltensweisen sprechen und nach einer gewissen Zeit die neuen Verbrauchszahlen erfassen. Eine Teilnehmerin aus Stuttgart berichtet, dass sie im dortigen Amt für Sport und Bewegung große Unterstützung erfahren habe.
Schwieriger wird es, wenn es um die Mobilität geht. Im Verein lassen sich die Fahrten zu Auswärtsspielen durch Fahrgemeinschaften oder per Bus noch koordinieren, diese Möglichkeit gilt für Fans nur in begrenztem Maß. Als Argumente, nicht auf den ÖPNV umzusteigen, werden häufig die Unzuverlässigkeit der Bahn, Verlust der Spontanität oder auch Bequemlichkeit genannt. Durch ein Belohnungssystem könnte ein Umstieg jedoch reizvoll gemacht werden.

Allerdings spielen bei allem guten Willen zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks auch bürokratische Hemmnisse eine Rolle. So dürfen aus datenschutzrechtlichen Gründen vor einem Lehrgang keine Teilnehmerlisten mehr verschickt werden. So wird die Bildung von Fahrgemeinschaften erschwert.

Frank Lohro vom Umweltministerium ist trotzdem optimistisch. „Der Sport hat viele Hebel in der Hand“, sagte er. Ganz pragmatisch fiel das Fazit von LSVBW-Präsident Jürgen Scholz aus: „Man muss den Vereinen den Mehrwert aufzeigen, dass sie das ohne großen Einsatz umsetzen können. Dann kann man den einen oder anderen neu dazugewinnen.“ Doch bei allem guten Willen geht es doch nicht ganz ohne Geld. André Olveira-Lenz, Vizepräsident im Südbadischen Fußballverband, sagte: „Es braucht eine Verlässlichkeit in der Finanzierung. Und weniger Bürokratie. Wenn die Menschen in den Sportvereinen aktiv sind, dürfen sie nicht durch zusätzliche Bürokratie gebremst werden.“