Bequem war Werner Franke nicht. Der weltweit geachtete Krebsforscher sah den Anti-Doping-Kampf, der ihn berühmt machte, als eine Art notwendiges Übel, das sein ausgeprägter Hang zu Gerechtigkeit ihm abverlange. „Ich bin ein Getriebener und werde es immer bleiben“, sagte der Heidelberger einmal. Am Montag ist der Dopingaufklärer im Alter von 82 Jahren gestorben.

Unerschrocken und scharfzüngig wie kein anderer hat Werner Franke jahrzehntelang gegen Doping gekämpft. Gemeinsam mit seiner Frau Brigitte Franke-Berendonk, einer ehemaligen Diskuswerferin, hatte der Heidelberger Zellforscher und Molekularbiologe Anfang der 1990er Jahre das systematische Zwangsdoping im DDR-Sport aufgedeckt. Dafür hatte er nach der Wiedervereinigung hochbrisante Dokumente aus den Tresoren der Nationalen Volksarmee in Bad Saarow geschleust, bevor diese Papiere endgültig vernichtet worden wären. Für ihn war aber auch klar: „Es gab auch im Westen ein System.“

„Ich bin ein Getriebener und werde es immer bleiben“, nannte er einst den Grund für seinen unerbittlichen Aufklärungsdrang und seine unermüdliche Angriffslust. „Ich bin ganz klar Aufklärer für die Öffentlichkeit und ein Feind der Missbraucher.“ Mehr als sein halbes Leben lang hat der Forscher mit großem Sachverstand den Dopern die Stirn geboten. Bis zum Lebensende hatte er nichts von seiner Haudrauf-Mentalität verloren. „Ich verachte nach wie vor den deutschen Sport“, sagte der gebürtige Paderborner anlässlich seines 80. Geburtstages der Deutschen Presse-Agentur. Zwischen 1980 und 1991 hatte er das Amt des Geschäftsführenden Direktors des Instituts für Zell- und Tumorbiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg inne.

Die Doper haben ihn gehasst, Funktionäre mussten ihn fürchten – doch in der Anti-Doping-Szene wurde sein profundes Wissen geschätzt. „Leiser bin ich nicht geworden. Es hat keinen Zweck, man muss proletarisch direkt reden, um gehört zu werden.“ Das war Frankes Credo bis ins hohe Alter. Hinter der kräftigen Rhetorik steckte zudem ein brillanter Verstand, dem nicht viele etwas entgegenzusetzen hatten. „Ich blicke mehr durch, das ist nicht unbedingt weiser“, resümierte Franke einmal seinen langen Kampf gegen Doping. Der hat nun ein Ende gefunden.