Mit den Handballerinnen der BBM Bietigheim-Bissingen hat Trainer Markus Gaugisch Beachtliches erreicht. Ähnliches will er mit der Nationalmannschaft realisieren. Ende Januar wurde er beim LSVBW-Trainerpreis 2022 als Trainer des Jahres ausgezeichnet.

Trainer der Bundesliga-Handballerinnen der BBM Bietigheim-Bissingen oder Bundestrainer der Frauen? Für Markus Gaugisch ist das keine Frage. Der 48-Jährige macht beide Jobs. Zumindest für eine gewisse Zeit. Im April 2022 hat Gaugisch die Stelle als Bundestrainer angenommen, bis zum Ende der laufenden Saison arbeitet er auch noch als Chefcoach bei der BBM. „Ich bin ein Arbeitstier“, sagt er, „es bereitet mir keine Mühe, denn beide Jobs machen unheimlich viel Spaß, sind toll und privilegiert.“
Dass dem Deutsch- und Sport-Lehrer nach dem Ende seiner Tätigkeit als Vereinstrainer mit dem täglichen Training und den regelmäßigen Spielen langweilig werden könnte, das glaubt Gaugisch nicht. Auch wenn er schon gemerkt hat, dass die Betreuung der Nationalmannschaft etwas Anderes ist. „Ich werde beim Deutschen Handball-Bund genügend Arbeitsmöglichkeiten finden“, sagt er. So habe er die Möglichkeiten, neue Spielphilosophien zu kreieren. Diese basiert auf einer stabilen Abwehr. „Ich will ein System spielen, das nicht abwartet, sondern permanent Druck macht“, erklärt der ehemalige Rückraumspieler, „vorne will ich schnörkellos und gradlinig spielen, die Spielerinnen sollen viel in Eins-gegen-Eins-Situationen arbeiten und möglichst nah vor das gegnerische Tor kommen.“

Höchstes Level als Orientierung

Mit der Vermittlung dieser Philosophie kann er bereits in den Nachwuchsmannschaften beginnen. „Ich will Nationalspielerinnen weiterentwickeln“, sagt er, „die aktuellen wie auch die künftigen.“ Dafür zeigt er den Frauen auch Spielszenen von Männern. „Wie spielt der SC Magdeburg? Wie verteidigt der THW Kiel? Ich orientiere mich gerne am höchsten Level. Taktik ist unabhängig vom Geschlecht.“ Ein weiterer Vorteil: Er kann sich intensiver auf den nächsten Gegner vorbereiten.
Noch steckt er im Korsett mit Bundesliga, Pokal und Champions League. Auch wenn es auf internationaler Bühne zuletzt nicht ganz so erfolgreich lief, gibt sich der Trainer kämpferisch: „Wir sind noch in allen Wettbewerben und haben noch viele Ziele vor uns.“

Beeindruckende Serie

Schließlich hat er selbst die Messlatte hoch gelegt. In der vergangenen Saison glückte das Tripple aus Meisterschaft, Pokalsieg und Gewinn der EHF-European-League. Im Jahr davor konnten der Pokalsieg und der Erfolg im DHB-Supercup gefeiert werden. So ganz nebenbei ist eine beispiellose Serie gelungen. Wettbewerbsübergreifend verließen Gaugisch und sein Team bei beeindruckenden 63 Spielen als Sieger das Spielfeld. Erst in der Champions League gab’s Ende Oktober bei Odense Handbold die erste Niederlage. Nicht ganz wie gewünscht verlief Gaugischs Nationalmannschaftspremiere bei einem großen Turnier. Bei der Europameisterschaft im Herbst erreichte sein Team Platz sieben, ist damit nicht automatisch für die Weltmeisterschaften in diesem Jahr qualifiziert.

Mann aus dem Ländle

Auch wenn Markus Gaugisch für sich und seine Arbeit Weltniveau anlegt, kann man den 1,92 Meter großen Rechtshänder durchaus als bodenständigen Württemberger bezeichnen. 1974 wurde er in Göppingen geboren, seine sportliche Laufbahn begann er beim TSV Heiningen, mit dem er 1993 Deutscher A-Jugend-Meister wurde. Mit dem TSV Scharnhausen und dem VfL Pfullingen spielte er einige Jahre in der Bundesliga. Beendet hat er seine Karriere als Spieler beim TV Neuhausen. Beim Regionalligisten wurde er zunächst Assistent von Kurt Reusch, ehe er diesen nach dem Wechsel des Landestrainers in den Ruhestand beerbte. Den Klub aus dem Ermstal führte er bis in die Bundesliga (2012). Seine weiteren Stationen waren der Bundesligist HBW Balingen-Weilstetten, ehe er in der Saison 2020/21 mit dem Bundesligisten SG BBM Bietigheim erstmals ein Frauenteam übernahm.

„Meine Frau wird sich freuen“

Noch denkt Markus Gaugisch nicht an das Saisonende, sondern genießt die täglichen Übungseinheiten mit seinen Spielerinnen bei der BBM Bietigheim-Bissingen. „Jeder Trainer wünscht sich mit allen Mannschaften die maximale Zeit“, sagt er. Und ergänzt mit einem Schmunzeln: „Die Spielerinnen sicher nicht.“ In einem Punkt allerdings ist sich der vielbeschäftigte Trainer sicher: „Meine Frau wird sich freuen, wenn ich nur noch den einen Job als Bundestrainer habe.“