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RewitAl ist ein gemeinsames Projekt der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Aalen, Furtwangen und Pforzheim in Kooperation mit weiteren Partner aus Industrie und Zivilgesellschaft, u.a. mit dem Landessportverband Baden-Württemberg e.V.

Gefördert wird das Projekt mit Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung Baden-Württemberg (EFRE). Der EFRE ist ein Strukturfonds der EU, mit dessen Hilfe der wirtschaftliche, territoriale und soziale Zusammenhalt innerhalb der EU gefördert wird.

Das Forschungsprojekt „Reintegration hochwitterungsbeanspruchter Altkunststoffe in die Kreislaufwirtschaft (RewitAl)“ erforscht seit Anfang dieses Jahres Möglichkeiten, alte Kunststoffrasenplätze zu recyceln. Im Rahmen des Projekts wird dem alten Material sowohl mechanisch, als auch chemisch zu Leibe gerückt. Das mechanische Recycling hat nun zu ersten Ergebnissen geführt. Davor stand aber jede Menge Arbeit.

Die Firma PR Recycling aus Filderstadt, die sich seit über 30 Jahren mit dem Ausbau und Recycling von Kunststoffrasen- und Tartanplätzen beschäftigt, hat der Hochschule Aalen mehrere Rollen ausgebauten Kunststoffrasen zur Verfügung gestellt. Mit zwei LKWs der Firma, die auch Partner in dem Projekt ist, wurden knapp 200 m² Rasenteppich aus einem alten Kunststoffrasenplatz der Stadt Kornwestheim angeliefert. Eine erste logistische Herausforderung für die Forschenden, die sonst eher gewohnt sind kleinere Materialmengen zu handhaben und zu untersuchen.

An der Hochschule Aalen wurde der ausrangierte 15 Jahre alte Rasen von den Projektmitarbeitern grob gereinigt und anschließend mit Scheren in kleinere Stücke zerlegt. Bei der weiteren Trennung des Kunststoffrasens war dann Kreativität gefragt. Um die Kunststofffasern vom Teppichboden zu trennen, wurden verschiedene Verfahren ausprobiert, die zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis führten. Die Lösung brachte ein Geistesblitz: Mit einer Maschine, die Schäfer zum Scheren ihrer Schafe benutzen, konnten die grünen Grasfasern problemlos von der Unterlage abgetrennt werden.

Die grünen Rasenfasern bestehen aus Polyethylen (PE). Dieser Kunststoff gehört zu den Thermoplasten, ist in vielen Alltagsanwendungen zu finden und weist eine hohe Zähigkeit bei geringem Verschleiß auf. Deshalb wird es auch im Kunststoffrasen als Faser eingesetzt.

„Damit Material mechanisch optimal recycelt werden kann, soll es möglichst sortenrein sein“, erläutert die Projektleiterin Prof. Iman Taha von der Hochschule Aalen. Deshalb mussten noch Sand und Performance-Infill aus den abgetrennten Fasern ausgewaschen werden.

Nach diesen Arbeitsschritten wurde das gewonnene Material in einem Extruder bei 190 Grad zu einem langen Endlosstrang verarbeitet, der dann wieder in kleine Pellets geschnitten wurde. In dieser Form könnte es wieder in den Handel kommen und zu diversen Kunststoffprodukten verarbeitet werden. An der Hochschule Aalen wurde es in einer Spritzgussmaschine zu genormten Probekörpern gespritzt, die für die Untersuchung der Materialeigenschaften verwendet werden.

So erfolgten die ersten Tests auf mechanische Beanspruchung: „Wir haben das Material auf Zugfestigkeit und Widerstand gegen Schlag und Stoß getestet und eine Biegeprüfung durchgeführt“, erklärt Prof. Iman Taha.

Erste Ergebnisse sind vielversprechend. Trotz langjähriger Nutzung bei Hitze und Kälte, Wind und Wetter sind die Materialeigenschaften mit denen von neuem PE vergleichbar, erklärt Maximilian Pflaum, Mitarbeiter im Projekt RewitAl.

Ein Prozess, dass sich Eigenschaften des alten Kunststoffrasens gegenüber neuem Material deutlich verschlechtert, ist nicht erkennbar. Iman Taha sieht „großes Potenzial für die Kunststoffkreislaufwirtschaft“. Um das Material möglichst sortenrein zur Verfügung zu stellen „bedarf es weiterer Technologieentwicklungen. Eine Möglichkeit für die Zukunft wäre, die Materialvielfalt im System zu reduzieren“, so Taha weiter. Neben PE besteht ein Kunstrasenplatz aus Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM), Polypropylen (PP), Latex, Styrol-Butadien-Kautschuk (SBR) und Polyurethan (PUR).

„Im nächsten Schritt müssen noch weitere Eigenschaften erhoben und ein Vergleich zum Ausgangsmaterial herangezogen werden, skizziert Anna Lena Seibel, die zusammen mit Maximilian Pflaum die Eigenschaften von mechanisch recyceltem Kunststoffrasen untersucht. „Außerdem werden wir uns um das Recycling der restlichen Rasenteppich-Bestandteile kümmern. Wir können uns also auf weitere Erkenntnisse freuen.“