
Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule vom Schuljahr 2026 an rückt näher. Weil dies die Sportvereine und Fachverbände vehement beschäftigt, wurde bei der Informationsveranstaltung des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSVBW) nicht nur durch die Zahl der Nachfragen deutlich. Der organisierte Sport hat seine Positionen in einem Papier bereits fixiert, die strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen sind allerdings noch offen.
Der Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW) hat die Präsidentinnen und Präsidenten und Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer der Sportbünde sowie seiner Mitgliedsorganisationen zu einer Infoveranstaltung in den SpOrt Stuttgart eingeladen. Die Resonanz war groß. Seine Ausführungen begann LSVBW-Präsident Jürgen Scholz kurz vor dem Beginn der Olympischen Spiele in Paris mit einem Blick auf die Teilnehmer aus Baden-Württemberg. 78 Sportlerinnen und Sportler – so viele waren’s noch nie. „18 von ihnen wurden von der Stiftung OlympiaNachwuchs Baden-Württemberg gefördert“, sagte Scholz voller Stolz.
Danach berichtete er über das geplante Sportfördergesetz sowie die Sportagentur. In welcher Form und ob die geplanten Veränderungen auf Bundesebene kommen, darüber herrscht noch Uneinigkeit zwischen dem für den Sport zuständigen Ministerium des Innern und für Heimat und dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). „Es herrscht noch viel Nebel“, fasste Scholz zusammen.
Auch beim Thema E-Sport und E-Gaming hat Baden-Württemberg eine klare Position. „Wir haben uns intensiv über dieses Thema unterhalten, aber im Moment sehe ich keine Notwendigkeit, dass wir von unserer seitherigen Position abrücken und dem Mainstream Anderer folgen“, machte Jürgen Scholz klar. „Es geht um die Werte des Sports und die Gemeinnützigkeit“, argumentierte der LSVBW-Präsident.
Ganz anders fällt sein Fazit aus, wenn er auf den Sport in Baden-Württemberg blickt. Zum 1. Januar 2024 meldeten 11.268 Sportvereine den Rekordwert von 4.184.101 Mitgliedschaften. Das ist eine Steigerung um 3,79 Prozent. Und damit gehören etwa 37 Prozent der Menschen im Land einem Sportverein an. „Mit diesem Organisationsgrad sind wir bundesweit Spitze“, ergänzte LSVBW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Derad. Präsident Scholz vergaß nicht zu erwähnen, wem dieses gute Ergebnis zu verdanken ist: „Wir sind froh, dass wir so viele gut qualifizierte Übungsleiterinnen und Übungsleiter, Trainerinnen und Trainer haben, die viel Zeit investieren, dass die Mitglieder aller Altersklassen gut betreut werden, eine gute Vorbereitung erfahren und bei Wettkämpfen an Wochenenden betreut werden.“ Trotzdem bleibt es eine große Herausforderung für die Sportvereine, genügend Übungsleiterinnen und Übungsleiter zu gewinnen. Den größten Raum nahm das Ganztagsförderungsgesetz ein, nachdem vom Schuljahr 2026/27 an alle Kinder im Grundschulalter, beginnend mit der Klassenstufe 1, einen Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung haben. LSVBW-Präsident Jürgen Scholz verwies auf das LSVBW-Positionspapier, das im Dezember 2023 publiziert wurde. Allerdings müssten die strukturellen und finanziellen Rahmenbedingungen stimmen. Diese sind allerdings noch nicht ausreichend formuliert. Die LSVBW-Spitze befinde sich mit der Landesregierung und den Landtags-Fraktionen zu diesem breit aufgestellten und sehr komplexen Thema regelmäßig im Dialog. „Langsam reift die Überzeugung, dass unter Zeitdruck Klarheiten geschaffen werden müssen“, konstatiert Scholz.
In der anschließenden Diskussion kam die Frage nach zusätzlichen Qualifikationen auf, die die Übungsleiterinnen und Übungsleiter sowie Trainerinnen und Trainer benötigten. Jürgen Heimbach, Geschäftsführung LSVBW-Kommission „Sport und Bildung“, berichtete: „Alle Übungsleiter und Trainer, die jetzt schon im Sportverein arbeiten, sollten auch im Ganztag eingesetzt werden können. Denn mit den Qualifizierungsangeboten, die die Sportbünde und Fachverbände bereits anbieten, ist der Sport schon gut aufgestellt.“ Eine Bitte äußerte Dieter Schneider, Präsident des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes, stellvertretend für den gesamten Sport: „Wir benötigen keine filigrane Ausarbeitung, sondern die Politik soll Gestaltungsspielräume belassen, die die Sportvereine ausfüllen können.“ LSVBW-Präsident Jürgen Scholz beschloss die Veranstaltung mit dem Versprechen, sich dafür einzusetzen.