
Die Athleten stehen bei Olympischen Spielen im Rampenlicht. Ohne die vielen Kampfrichter und Helfer im Hintergrund würden jedoch keine Wettkämpfe stattfinden können. Auch aus Baden-Württemberg waren Kampfrichter im Einsatz. Uli Zierl im Triathlon und Antonio Silvestri beim Ringen.
In einem sind sich Uli Zierl und Antonio Silvestri einig. „Die Atmosphäre bei den Olympischen Spielen in Paris war großartig“, sagen die beiden Kampfrichter unisono. „Es war sehr freundlich, sehr friedvoll, einfach wunderbar. Es war ein tolles sportliches Großereignis“, schwärmt Silvestri, der als Oberkampfrichter beim Ringen tätig war. „Mich hat besonders die wahnsinnige Unterstützung der Athletinnen und Athleten durch die Zuschauer beeindruckt“, ergänzt Zierl. Schon morgens um sechs Uhr, so erzählt die Heidelbergerin, die Kampfrichterin beim Triathlon war, habe an der Strecke Partystimmung geherrscht, obwohl der Start erst auf acht Uhr angesetzt war.
Während Uli Zierl zum ersten Mal bei Olympischen Spielen eingesetzt wurde, konnte Antonio Silvestri Paris mit vorangegangenen Spielen vergleichen. Denn der 52-jährige Mann aus Murr im Kreis Ludwigsburg ist seit 2015 der Kampfrichter-Chef des Ringer-Weltverbandes UWW. „Die Wettkampftage waren zwar unheimlich lang, aber sehr gut strukturiert“, lobt er. Und was ihn am meisten begeistert hat, waren viele packende Kämpfe. Aber auch dramatische, wie der von Annika Wendle, die sich im Kampf um Bronze schon nach 19 Sekunden verletzt hat.
Besonders beeindruckt hat Silvestri, wie ehemalige Athletinnen und Athleten die Arbeit der Kampfrichter einschätzen. „Viele sind zu mir gekommen und haben sich für unsere Arbeit bedankt“, berichtet er. Das war ein mühsamer Weg, denn jahrelang schwelte der Verdacht, dass Olympiasiege oder WM-Titel im Vorfeld abgesprochen gewesen waren. Silvestri hat dann mit transparenteren Strukturen und klaren Regeln für Ordnung gesorgt. Zudem wird alles digital festgehalten. „Rund 70 Prozent der vorigen Kampfrichter mussten gehen“, erzählt der gebürtige Italiener.
Mit Unwägbarkeiten ganz anderer Art hatten die Triathleten zu kämpfen. Oder wie es Uli Zierl ausdrückt: „Der eigenwillige Fluss Seine hat uns Kopfzerbrechen bereitet.“ Zum einen sorgten die sehr nieder angesetzten Messwerte bezüglich der Sauberkeit des Wassers dafür. Zum anderen aber auch die zeitweise starke Strömung. Wenn auch nicht immer zum angesetzten Termin, am Ende konnten alle Wettbewerbe ausgerichtet werden. Und spätestens als die Athletinnen und Athleten auf der Strecke waren, waren durch die Kulisse alle Sorgen vergessen. „Das Setting mit Radfahren auf den Champs Élysées und dem Ziel vor dem Invalidendom waren irre eindrucksvoll.“
Insofern hatte Uli Zierl, die in der Penalty-Box darauf achten musste, dass die Athletinnen und Athleten die ausgesprochenen Strafen auch ordnungsgemäß absitzen, mehr von Paris gesehen als Antonio Silvestri, dessen Einsatzgebiet die Champ-de-Mars-Arena war. „Ich habe kurz beim Beach-Volleyball vorbeigeschaut und abends bin ich spazieren gegangen“, erzählt er, „ansonsten musste ich mich als Oberkampfrichter auf die Wettkämpfe konzentrieren.“ Uli Zierl hat mehrere Wettkämpfe gesehen, aber auch, an ihrem einzigen freien Tag ein Kunstmuseum besucht.
Was haben die beiden Kampfrichter von den Spielen an der Seine mit nach Hause genommen? Für Uli Zierl war es zum einen der Zusammenhalt bei den Kampfrichterinnen und Kampfrichtern und die Gastfreundschaft der französischen Kollegen. „Sie haben für uns ein Picknick und eine Bootsfahrt organisiert. Und natürlich habe ich mich über die Goldmedaille der deutschen Mixedstaffel gefreut.“ Auch für Antonio Silvestri waren es Begegnungen. Zum einen mit dem fünfmaligen Olympiasieger Mijaín López aus Kuba. „Er ist mit viel Respekt gegenüber uns Kampfrichtern aufgetreten.“ Und zum anderen Gespräche mit Thomas Bach, dem Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitées (IOC), sowie IOC-Mitglied Sergej Bubka.
Doch am meisten in Erinnerung geblieben ist die einzigartige Stimmung. „Olympische Spiele mitten in der Stadt, überall war Sport“, schwärmt Uli Zierl, „das war einzigartig.“