Biathletin Janina Hettich-Walz mit Tochter Karlotta

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Bei vier Weltmeisterschaften war Janina Hettich-Walz schon am Start, drei WM-Medaillen hängen in ihrem Schrank. Der Traum von der Olympia-Premiere 2026 ist greifbar nahe, auch dank eines Umfelds, das die Biathletin in der neuen Doppelrolle als Mutter und Spitzensportlerin unterstützt.

Dem Körper vertrauen. Sich nicht unter Druck setzen lassen. Den eigenen Weg finden. Gute Vorsätze, die im Leistungssport oft leichter gesagt als getan sind. Für Biathletin Janina Hettich- Walz erfuhren sie zuletzt aber noch einmal eine ganz neue Bedeutung: Im August 2024 verkündete die Vize-Weltmeisterin im Einzel- Wettbewerb ihre erste Schwangerschaft. „In den Biathlonstadien sehen wir uns dann in der übernächsten Saison wieder“, schrieb sie damals auf Instagram.

Mittlerweile ist Töchterchen Karlotta acht Monate alt. Und Janina Hettich-Walz steht vor ihrer Rückkehr in den Weltcup – als erste Mutter im deutschen Biathlon. „Warum nicht auch mal in der Vorreiter-Rolle sein?“ sagt die 29-Jährige lachend. „International gibt es ja schon einige Beispiele. Aber ich habe mich nicht zu sehr an anderen orientiert.“

Wenn sie über die zurückliegenden Monate spricht, liegt viel Dankbarkeit in ihrer Stimme. „Ich habe mich sehr gut betreut gefühlt“, sagt sie. Von ihrem Gynäkologen, dem Netzwerk des Deutschen Skiverbands (DSV), den DSV-Mannschaftsärzten und auch von ihren Bundestrainern Kristian Mehringer und Sverre Olsbu Røiseland. „Sie haben sich für mich umgehört bei anderen Trainern, die schon Schwangere betreut haben“, berichtet sie. „So hatte ich einen groben Rahmen, auf was ich zu achten habe. Aber viel ging nach meinem Gefühl.“

Porträt Steffen Hauswald

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Anerkennung vom Heimtrainer

Einer, der die Karriere von Janina Hettich-Walz seit vielen Jahren begleitet, ist ihr Heim- und Landestrainer Steffen Hauswald. Schon am Ski-Internat in Furtwangen kreuzten sich erstmals ihre Wege. Die Trainingspläne schreiben mittlerweile die Bundestrainer, für Trainingseinheiten in der Heimat im Schwarzwald schaut die Biathletin aber regelmäßig auch im Trainingszentrum in Schönwald vorbei – ein Highlight für den Ski- Nachwuchs, der ganz genau hinschaut, wenn die Vize-Weltmeisterin ihre Runden dreht.

„Es ist erstaunlich, wie lange und wie intensiv Janina während der Schwangerschaft noch trainieren konnte“, blickt Hauswald zurück. „Sie hat das sehr gut gemacht und hatte wenige Ausfälle.“ Auch an ihre Rückkehr ins Training erinnert er sich noch gut: „Auf einmal kommt Janina mit der kleinen Karlotta an den Schießstand“, berichtet er schmunzelnd. Das Baby kriegt Kopfhörer auf und das Training der Mama kann losgehen. „Janina hatte schnell wieder ein stabiles Schießniveau, und auch körperlich ist sie wieder auf einem hohen Level.“

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Eindrucksvolle Rückkehr

Davon konnten sich im September auch die Biathlon- Fans überzeugen: Bei den Deutschen Meisterschaften am Großen Arber im Bayerischen Wald – noch auf Asphalt und Rollski – meldete sich Janina Hettich-Walz mit deutlichen Siegen im Einzel und im Sprint eindrucksvoll in der deutschen Spitze zurück. „Mir ist ein sehr großer Stein vom Herzen gefallen“, sagt sie. „Ich wusste zwar, dass ich gut trainiert habe, aber ich war vorher doch nervöser, als ich es sonst gewohnt war.“

Es war der erste Schritt in Richtung Weltcup- Qualifikation. In Idre, Schweden, folgt im November ein Nationalmannschaftslehrgang, bevor Hettich-Walz in Ruhpolding den zweiten Schritt zurück in den Weltcup perfekt machen will. Mit Erfolgen in der höchsten Wettkampf- Klasse könnte 2026 endlich ein großer Traum wahr werden: „Die Olympischen Spiele sind das ganz große Ziel. Sie wären in meiner sportlichen Karriere das i-Tüpfelchen“, erklärt Janina Hettich-Walz, die zwar schon an vier Weltmeisterschaften, aber noch nie an Olympischen Spielen teilgenommen hat. „Zunächst will ich mich natürlich erstmal qualifizieren. Aber im Hinterkopf habe ich auch eine Medaille.“

Foto: Picture Alliance | Sven Simon /Frank Hörmann

Mit Vorfreude, Anspannung und Nervosität blickt die Biathletin der Wintersaison entgegen. Aber trotz der Doppelbelastung als Spitzenathletin und Mutter auch mit einer neuen Leichtigkeit. Denn privat hat sie ihr Glück längst gefunden. Auf Reisen sind Töchterchen Karlotta und Ehemann Kai immer an ihrer Seite, wenn die 29-Jährige ihre sportlichen Träume jagt. Und im Alltag unterstützen die Großeltern. „Training und Baby zu verbinden und nicht krank zu werden ist zurzeit die größte Herausforderung“, sagt Hettich-Walz. „Ohne Omas und Opas wäre das alles nicht möglich. Daher ist das für uns alle auch ein großes Gemeinschaftsprojekt.“