Noch sind es ein paar Tage hin, dass wir uns „zwischen den Jahren“, wie man so schön sagt, befinden. Trotzdem haben wir in einem ruhigeren Moment die Möglichkeit, uns zurückzulehnen, um sowohl in die Zukunft zu schauen als auch einen Blick zurückzuwerfen, was in den vergangenen zwölf Monaten alles passiert ist. Und ich muss sagen: Es waren bewegte Monate und bewegende Momente.

Besonders gefreut haben wir uns, als der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) die Bestandserhebung 2024 veröffentlichte. Mit 4,18 Millionen Mitgliedschaften konnten wir bereits im Vorfeld einen neuen Rekord vermelden. Das bedeutet, dass 36,9 Prozent aller Einwohner Baden-Württembergs einem der 11 268 Sportverein angehören. Damit sind wir das sportlichste Bundesland. Wie stark und tief das ehrenamtliche Engagement in Baden-Württemberg verwurzelt ist, belegen uns auch regelmäßig der Sportentwicklungsbericht des DOSB und das Freiwilligensurvey.

Geboten hat vor allem der Sommer viel Spannendes. Zunächst fällt mir die Fußball-Europameisterschaft ein. Da haben wir Deutschen und Baden-Württemberger wieder einmal bewiesen, welch emotionale und herausragende Gastgeber wir sein können. Wir freuen uns mit allen, wenn sie nicht gerade gegen unsere Nationalmannschaft spielen. Die Stimmung war nicht nur am Spielort Stuttgart ausgelassen, sondern es wurde im ganzen Land, besonders aber in den Städten, in denen einzelne Mannschaften untergebracht waren, mitgefiebert.

Diese ausgelassene Stimmung schwappte kurz darauf auch aus Paris zu uns herüber. Bei den Olympischen und Paralympischen Spielen hat mich fasziniert, welche Emotionen es auch außerhalb des Fußballs gibt, welche Kraft Veranstaltungen haben. Auch hierzulande sind die Menschen richtig mitgegangen. Solche Ereignisse sind Medizin gegen die Lethargie. Mit zu dieser Begeisterung hat auch das gute Abschneiden der Athletinnen und Athleten aus Baden-Württemberg bei diesen beiden Ereignissen beigetragen. 25 Sportlerinnen und Sportler sind mit einer Medaille zurückgekehrt, weitere 35 haben eine Platzierung zwischen Rang vier und acht erreicht.

Chapeau. Schon bin ich beim Sportfördergesetz auf Bundesebene, das in diesem Jahr intensiv debattiert wurde. Wir als Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW) haben diesen Prozess von Anfang an als kritischer Mahner begleitet. Zum einen verfolgen wir die Strategie, nicht unter allen Umständen zu zentralisieren, sondern bestehende Athleten-Trainer-Einheiten lange beisammen zu lassen. Dieser Weg ist auch ein erfolgsversprechender. Über allem aber haben wir die ernsthafte Sorge, dass der organisierte Sport durch die Auslagerung des Spitzensports in eine Agentur seine Autonomie verliert.

So düster, wie die Situation im deutschen Leistungssport im Vorfeld der Paris-Spiele beschrieben wurde, sieht es zumindest in Baden-Württemberg nicht aus. Die Stiftung OlympiaNachwuchs unterstützt mehr als 100 Talente. Als 100. Athletin wurde erst vor wenigen Wochen die Biathletin Melina Gaupp, die für den DAV Ulm startet, in den Kreis der geförderten Talente aufgenommen.

Die politische Debatte zur Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule vom Schuljahr 2026/27 an war permanenter Begleiter. Der Anspruch wird die Lebenswelt von vielen Sechs- bis Zehnjährigen tiefgreifend verändern und damit auch die Sportvereinswelt tangieren! Der Sport hat dafür seine Positionierung bereits im November 2023 vorgenommen, noch fehlt es an verlässlichen Parametern von Seiten des Landes und der kommunalen Seite.

Auch die Umstellung der Gymnasien vom achtjährigen auf den neunjährigen Zug hat uns beschäftigt. Trotz aller Beteuerungen, wie wichtig Sport und Bewegung für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ist, wird in der neuen Stundentafel der Sport, Stand heute, reduziert. Zwar soll es bei insgesamt 16 Wochenstunden über die gymnasiale Laufbahn der Schülerinnen und Schüler bleiben (dann aber verteilt auf neun Jahre), effektiv ist aber in den Jahrgangsstufen 7, 8 und 9 jeweils eine Stunde pro Woche weniger vorgesehen. Dabei hat die grün-schwarze Landesregierung im Koalitionsvertrag den Anspruch fixiert: „Wir setzen uns für eine tägliche Sport- und Bewegungsstunde ein.“

Ein Erfolgsmodell sind im baden-württembergischen Sport die Freiwilligendienste. Insgesamt 590 Freiwillige haben im September ihren Dienst im Sport begonnen. So viele wie noch nie. Dabei stellen die Rahmenbedingungen die beteiligten Organisationen vor große Herausforderungen. Zum einen stehen im Bundeshaushalt 2025 womöglich nach wie vor Kürzungen im Raum, auf der anderen Seite wird das Taschengeld ab dem Freiwilligenjahr 2025/26 ohne weitere Zuschüsse erhöht. Wir haben uns als Träger an die Landespolitik gewandt, um eindringlich auf die äußerst angespannte finanzielle Situation der Sportvereine und -verbände hinzuweisen und die zentrale Bedeutung der Freiwilligendienste im Sport zu betonen. Wir werden im politischen Raum weiter für Lösungen einstehen, die eine möglichst geringe Belastung der Einsatzstellen im Sport nach sich ziehen.

Mit der N!-Charta Sport hat der LSVBW ein niederschwelliges Einsteigermodell für nachhaltiges Handeln geschaffen. 68 Sportverbände und -vereine haben mittlerweile diese Vereinbarung unterzeichnet. Auch für ein anderes Projekt im Kontext Nachhaltigkeit hat der LSVBW den Impuls gegeben. Das Forschungsprojekt „RewitAl“, das vom Ministerium für Wissenschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg gefördert wird, beschäftigt sich damit, wie Altkunststoffe von Sportplätzen umweltschonend wiederverwertet beziehungsweise durch Biokunststoffe ersetzt werden können. Das interdisziplinäre Projekt wird bis 2027 durch das Land Baden-Württemberg und den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit etwa 2,2 Millionen Euro gefördert. Neben den Hochschulen Aalen, Furtwangen und Pforzheim sind zahlreiche weitere Partner aus Wirtschaft, Politik und Sport beteiligt.

Während uns dieses Thema also noch über einen weiteren Zeitraum beschäftigen wird, biegen viele andere Themen auf die Zielgerade ein, damit diese noch vor unserer Mitgliederversammlung am 19. Juli 2025 in Esslingen abgeschlossen werden können. Bis dahin warten noch weitere spannende Aufgaben auf uns. Zunächst übernimmt das Land Baden-Württemberg vom 1. Januar an für zwei Jahre den Vorsitz in der Sportministerkonferenz und parallel dazu der LSVBW den in der Konferenz der Landessportbünde. Und schon am 21. Januar zeichnen wir wieder die Trainerinnen und Trainer des Jahres aus. Es bleibt also spannend, zumal die Debatte um eine Bewerbung Deutschlands um Olympische und Paralympische Spiele weiterläuft.

Davor möchte ich die Gelegenheit nutzen und allen im Sport Tätigen für ihren Einsatz danken. Genießen Sie die Weihnachtstage und kommen Sie gut ins Jahr 2025.