
Unter dem Motto „Gemeinsam mehr bewegen“ werden Projekte zur Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den Sportvereinen in Baden-Württemberg gefördert. Unter anderen wurden Mädchen mit Fluchterfahrung angesprochen sowie Sportangebote in Erstaufnahmestellen und Geflüchtetenunterkünften eingerichtet, aber auch Angebote im Bereich Bildung, Qualifizierung und Sprachförderung umgesetzt.
Gemeinsam mit der Porsche AG hat der Landessportverband Baden-Württemberg (LSVBW) aus einer Vielzahl von Bewerbungen die herausragenden ausgewählt. Wie seit mehreren Jahren fördert der Stuttgarter Sportwagenhersteller weiter Integrationsarbeit im Sport. Der LSVBW stellt den Vereinen einheitliche Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit und die Auftritte in den sozialen Medien zur Verfügung. In „Sport in BW“ ziehen die ausgewählten Projekte für das Jahr 2024 Bilanz.
Diese Projekte wurden 2024 gefördert:
TV Engen – Sport- und Sprachförderung für Vorschüler bis Grundschüler mit Migrationshintergrund
Eine Freiwilligendienstleistende des TV Engen hatte 2023 die Idee, Kindern aus den umliegenden Flüchtlingsunterkünften regelmäßig eine Sportstunde anzubieten. Diese wurde gut angenommen, worauf eine gelernte Erzieherin und Sozialpädagogin nach dem Ende des FSJ-Jahres die Leitung des Sportangebotes übernahm. Diese entwickelte das Angebot strukturell weiter. Mittlerweile haben sich die Kinder an die fixen Abläufe mit pünktlichem Ankommen, Anfangsspiel, Hauptteil und Abschlussspiel gewöhnt. Sie werden in ihren motorischen Grundfertigkeiten wie Rollen, Balancieren, Werfen, Fangen, Hüpfen, Springen gefördert und freuen sich über die Erfolge, welche sie durch diese Stunde erreichen. Deshalb kommen sie mit großer Freude. Die Kinder haben sich in ihrer Sozialkompetenz deutlich weiterentwickelt, aber auch die Sprachkompetenz (zumindest das Verstehen) wurde bei allen, die regelmäßig dabei waren, deutlich besser. Rücksicht auf andere zu nehmen und Regeln einzuhalten, waren weitere Fähigkeiten die gestärkt wurden. Das Angebot wird auf jeden Fall fortgesetzt werden.
Sportvereinigung Esslingen – Sportliche und sprachliche Förderung von Kindern mit Migrations- und Fluchthintergrund
Mit diesem Erfolg hatten die Macher bei der Sportvereinigung Esslingen nicht gerechnet. Das Projekt „Sportliche und sprachliche Förderung von Kindern mit Migrations- und Fluchthintergrund“, das speziell für Kinder zwischen sechs und acht Jahren aus dem Brennpunkt Pliensauvorstadt ausgerichtet war, musste wegen der großen Nachfrage kurzzeitig einen Aufnahmestopp einlegen. Zu wichtig war den Verantwortlichen, dass Qualität des Angebots und der Betreuung aufrechterhalten werden konnte. Übergeordnetes Ziel war neben dem Vermitteln von Grundregeln des Fußballspiels die Förderung von demokratischen Regeln und nebenbei die Verbesserung der deutschen Sprache. Zudem haben sie spielerisch erfahren, wie wichtig es ist, im Sport fair miteinander umzugehen und dass das Herkunftsland dabei keine Rolle spielt. Diese Erkenntnisse fördern nicht nur den respektvollen Umgang miteinander, sondern stärken auch das Gemeinschaftsgefühl. Darüber hinaus haben die Kinder grundlegende Fußballtechniken erlernt, die ihre sportlichen Fertigkeiten verbessern und ihr Selbstvertrauen stärken.
Karlsruher SC – Projekt „KSC-Klassenzimmer“
Das Bildungs- und Bewegungsprojekt des Karlsruher Sportclubs trägt den Namen „KSC Klassenzimmer“. Das primäre Ziel für die Kinder und Jugendlichen, die als begleitete oder unbegleitete Flüchtlinge verschiedener Nationen in die Landeserstaufnahmestelle in Karlsruhe gekommen sind, ist das Erlernen der deutschen Sprache, damit sie sich im Alltag besser zurecht finden können. Dazu gehören Wörter aus den Themenfeldern Körper, Lebensmittel, Farben und Verkehr. Allerdings können durch die Sprachbarriere viele Inhalte nur sehr schwer befördert werden. Dies betrifft sogar das Fußballspielen. Natürlich weiß jedes Kind, dass der Ball ins gegnerische Tor soll. Doch eine Weiterentwicklung taktischer Inhalte stellt wegen der schwierigen Kommunikation eine große Herausforderung dar. Gleiches gilt für die wichtigsten Regeln wie Fairness. Diese werden mit Grafiken dargestellt und sind somit für jeden leicht verständlich. Am Anfang jedes Trainings steht ein Aufwärmspiel. „Faul-Ei“ hat sich dabei als ideal herauskristallisiert, weil es einfach vorgemacht werden kann. Bewegungsmangel, aber auch angestaute Aggressionen, Migrationstraumata und Ängste können durch Sportangebote in positive Energie umgewandelt werden.
DAV Sektion Stuttgart – Klettergruppe „No Limits – ein Angebot für Kinder, Jugendlich und junge Erwachsene mit Fluchterfahrung“
Der Deutsche Alpenverein (DAV) Sektion Stuttgart hat schon 2016 mit dem Programm „No Limits“ für geflüchtete Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ein Klettertraining aufgesetzt. Zweimal in der Woche besteht die Möglichkeit zum Bouldern oder zum Klettern. Je nach Mut und Können wechseln die Teilnehmer. Fast alle Teilnehmer haben den Top-Rope-Schein, also die erste Stufe der Sicherung. In etwa die Hälfte kann eigenständig Vorsteigen und als Vorsteiger sichern. Die Teilnehmerzahl hat sich bei etwa 15 eingependelt, die Fluktuation hat immer mehr abgenommen. Neben den regelmäßigen Übungsstunden in der Kletterhalle wurden auch Ausflüge in einen Klettergarten im Remstal und zu einem Kletterfestival auf die Schwäbische Alb organisiert. Auch durch die Unterstützung der ehrenamtlichen Trainer haben es viele Kinder und Jugendliche geschafft, gut bis sehr gut deutsch zu sprechen und in der Gesellschaft integriert zu sein. Die meisten haben ihren Schulabschluss geschafft, machen eine Ausbildung, studieren und haben eine eigene Wohnung gefunden. Drei jungen Männern haben über das Projekt eine Trainerausbildung gemacht und engagieren sich jetzt selbst als Trainer bei „No Limits“ und im DAV.
Sportkreis Stuttgart-Gemeinschaftserlebnis Sport – Sportangebot für Kinder und Jugendliche aus Vorbereitungsklassen
Im Stundenplan der Vorbereitungsklassen für geflüchtete Kinder ist kein Sportunterricht berücksichtigt. In Absprache mit den jeweiligen Lehrkräften und Schulsozialarbeitern wurde durch das Gemeinschaftserlebnis Sport (GES) mindestens einmal in der Woche in mehreren Stuttgater Schulen ein Bewegungsangebot durchgeführt. Neben der Entwicklung motorischer Fähigkeiten übers Klettern stand auch die Sprachförderung und das soziale Miteinander im Mittelpunkt. Neben dem Ziel, den Kindern und Jugendlichen den Zugang zum Sport zu ermöglichen, sollten langfristig auch Vorurteile abgebaut werden. Dies ist auch gelungen. Durch die regelmäßige Bewegung konnten die Kinder und Jugendlichen ihre aufgestauten Aggressionen ausleben und haben neben der Konfliktfähigkeit durch das Erlernen der deutschen Sprache auch die Kommunikationsfähigkeit verbessert. Die Entwicklung der einzelnen Kinder und der Klassengemeinschaft war über das Jahr hinweg deutlich zu erkennen.
Olympic Gym Ulm – Kampfsportangebote und Sprachförderung für Jugendliche mit Migrationshintergrund
Mit dem Projekt wollte der Box- und Kampfsportverein Olympic Gym in Ulm für Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren das Verbessern von Sprache und Sport verbinden. Deshalb war bei den Übungseinheiten neben einem Trainer auch ein Sprachlehrer anwesend, sodass die Sprache spielerisch im Sport auf unterschiedlichen Niveaus erlernt werden konnte. Neben dem Training wurden auch gemeinsame Besuche im Theater oder Museum, Spieleabende und Grillen organsiert, damit die Teilnehmer auch kulturelle Erfahrungen sammeln können. Erfreulich war, dass mit dem Fortschreiten des Projektes die Jugendlichen selbstbewusster wurden und immer mehr Eigeninitiative entwickelten, ihre Fähigkeiten im Sport wie auch in der Sprache zu verbessern.