
In großer Zahl sind sie quer durchs Land zu finden. Die Rede ist von Kunststoffrasenplätzen, die zahlreichen Fußballern einen guten Dienst erweisen. Aus Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekten sieht es da ganz anders aus. Wohin mit ausgedienten „Plastik-Plätzen“? Mit dieser Frage, konkret der Frage nach der ökologischen Entsorgung und dem Recycling von Kunststoffrasenplätzen, beschäftigte sich eine Online-Fachtagung Ende März.
Ins Leben gerufen wurde diese vom Landessportverband Baden-Württemberg e. V. (LSVBW) gemeinsam mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Die Relevanz des Themas wird auch durch große Teilnehmerzahl deutlich: Rund 200 Personen aus ganz Deutschland nahmen an der Fachtagung, die die erste ihrer Art zu diesem Thema war, teil. Die Verantwortlichen waren davon und vom großen Interesse aus verschiedenen Richtungen überwältigt. In Zeiten, in welchen nachhaltiges Handeln in aller Munde ist, hat auch der organisierte Sport seine Verantwortung für kommende Generationen längts erkannt. Elvira Menzer-Haasis, Präsidentin des LSVBW, bringt dies auf den Punkt: „Wir kommen nicht drum herum, uns Gedanken über Lösungen zu machen, und genau das gehen wir an: Im Sport in Baden-Württemberg und darüber hinaus, für eine nachhaltige Zukunft des organisierten Sports.“ Mit der Fachtagung mit dem Titel „Ökologische Entsorgung und Recycling von Kunststoffrasenplätzen – aber wie?“ ist ein erster Schritt getan, doch dabei darf es nicht bleiben, denn: „Auch der Sport muss seine Handlungsweisen in Zukunft mehr auf Recycling, auf Wiederverwertung ausrichten. Es gibt unzählige Felder, die es in diesem Zusammenhang anzugehen gilt – wir können Impulse setzen für Veränderungen“, so Menzer-Haasis weiter.
Ausbau der Alternativen
Alternative Materialien gibt es mittlerweile auf dem Markt, sodass neu angelegte Plätze nicht länger auf Plastikgranulat angewiesen sind. Doch bestehende Anlagen sollten zum einen aufgerüstet werden, um den Austrag von Mikrokunststoff zu verringern. Zum anderen könnte in Zukunft ökologisches Füllmaterial, etwa aus Kork oder Olivenkernen, zum Einsatz kommen. Umweltminister Franz Untersteller beschrieb die Situation wie folgt: „Es gibt rund 1.000 Kunstrasensportplätze allein in Baden-Württemberg. Verfüllt sind die älteren so gut wie alle mit Kunststoffgranulat. Das ist nichts anderes als umweltresistentes Plastik. Zum Teil wird es im Lauf der Jahre durch den Spielbetrieb, die Pflege oder die Witterung ausgeschwemmt und landet als Mikroplastik in Boden und im Wasser. Der Rest wird am Ende der Nutzungsdauer verbrannt. Ökologisch ist das nicht.“ Für den Minister muss der Fokus vor allem auf zwei Dingen liegen: Auf der Sensibilisierung von Vereinen und Akteuren des Sports zum einen, denn es gebe bereits herausragende Beispiele einer ökologischen Verwertung, denen nun weitere folgen müssten. Zum anderen sieht er die Hersteller in der Pflicht, diese müssten umweltfreundlichere Produkte auf den Markt bringen, die einfach getrennt und recycelt werden könnten.
Verantwortung für kommende Generationen
Für die LSVBW-Präsidentin liegt die Motivation, am Thema Nachhaltigkeit – auch in Bezug auf Rasenplätze – dran zu bleiben, im Blick auf die Zukunft und kommende Generationen: „Ich freue mich sehr, dass wir das zukunftsträchtige Thema Recycling gemeinsam mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg angehen, damit unsere Verbände und die Mitgliedsvereine im Sport in Baden-Württemberg auch den künftigen Generationen die Ausübung ihres Sports in einer gesunden, nachhaltigen, zeitgemäßen Umgebung ermöglichen können.“ Ein erster Schritt ist wie gesagt getan, nun sollen weitere folgen, sodass sich der organisierte Sport eine Zukunft im Dienste der Nachhaltigkeit auf die Fahne schreiben kann.
Die Broschüre „Mikroplastik im Spiel – Was Sportvereine und Aktive tun können“ (PDF) informiert ausführlich zum Thema.