Beim Trainerpreis 2022 hat der Landessportverband Baden-Württemberg drei Sonderpreise verliehen.

In Würdigung für herausragendes Engagement um den Sport in Baden-Württemberg hat der Landessportverband Baden-Württemberg beim Trainerpreis 2022 drei Ehrenpreise vergeben. Die Auszeichnung in der Kategorie Nachwuchs ging an den Leichtathletikcoach, Florian Bauder, der für Integration an die Sportgymnastiktrainerin, Yuliya Raskina, und der für das Trainerteam an die Rugbytrainer, Jan Ceselka und Maximilian Pietrek.

Florian Bauder: Erster Ansprechpartner

„Im Vergleich zu anderen Trainern ist die Zusammenarbeit zwischen Athleten und Trainer ganz besonders. Das merkt man im Training und im Wettkampf,“ beschreibt Sandrina Sprengel, U20-Mehrkampf-Bronzemedaillengewinnerin bei der Weltmeisterschaft 2022, die Zusammenarbeit mit ihrem Trainer Florian Bauder. Der ehemalige Mehrkämpfer sammelte bereits im Jugendalter neben der eigenen sportlichen Karriere erste Erfahrungen als Trainer. Im Vordergrund steht für ihn, die Erfahrungen aus seiner Zeit als Athlet und jene, die er im Laufe der Jahre als Trainer sammelte, an junge Talente weiterzugeben. Geeint sind seine Schützlinge und er durch die große Freude am Sport, die ihn tagtäglich bei seiner Arbeit als Landestrainer Mehrkampf am Bundesstützpunkt Stuttgart motiviert. Die Liebe zur Leichtathletik wurde ihm in die Wiege gelegt. Familie Bauder ist für den Heimatverein TSV Köngen ein nicht wegzudenkender Partner und seit vielen Jahren für eines der attraktivsten Nachwuchsmeetings im Verbandsgebiet verantwortlich. Seit 2008 brachte sich Bauder ehrenamtlich für die Nachwuchsförderung in der Leichtathletik Baden-Württemberg (LABW). Dass der 38-Jährige seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat, ist nicht verwunderlich. Der Weg zum Berufstrainer führte über eine Ausbildung zum Physiotherapeuten und ein Studium, das er als Diplomtrainer abschloss. Seit 2017 ist er hauptamtlich für LABW tätig. Sven Rees, Landesleistungssportdirektor der LABW, beschreibt seinen Mitarbeiter wie folgt: „Florian 13 Pressemappe Trainerpreis Baden-Württemberg 2022 Preisträger 2022 Bauder wartet nicht auf Informationen und Handlungsanweisungen, er packt mit an und hat ein gutes Auge für das, was als Nächstes gefordert ist. Dabei geht es ihm immer um den Erfolg der Maßnahme und darum, dass er den Jugendlichen ein Vorbild in Haltung, Engagement und in seinem Umgang ist. Ohne sein Engagement wären viele Maßnahmen auf Verbandsebene nicht in gleicher Qualität möglich.“ Der vergleichsweise junge Landestrainer bringt sich in vielen Bereichen ein, wobei die Athleten und deren Weiterentwicklung immer im Vordergrund seiner Arbeit stehen. Für Sandrina Sprengel und ihre Athletenkollegen ist Bauder der erste Ansprechpartner bei sportlichen und auch bei außersportlichen Fragen. Dieses vertrauensvolle Verhältnis schätzen beide, Florian Bauder und seine Athleten.

Yuliya Raskina: Mit Humor und Liebe

Yuliya Raskina hat für das Training ihrer Gymnastinnen nicht nur die richtige Mischung, sondern auch den Weg zum Erfolg gefunden. „Am Ende ist es wohl meine Stärke eine kontinuierliche Arbeiterin zu sein“, sagt Yuliya Raskina. Und diese Arbeit der Sportgymnastik-Trainerin am Stützpunkt Schmiden hat sich im vergangenen Jahr ausgezahlt. Bei den Weltmeisterschaften in Sofia waren die deutschen Sportgymnastinnen so erfolgreich wie seit mehr als 45 Jahren nicht mehr. Das Team mit den Einzelturnerinnen Margarita Kolosov und Darja Varfolomeev sowie der Gruppe gewann Silber. Bei den Einzeln überragte Valafolomeev mit Gold (Keulen), zweimal Silber (Mehrkampf, Ball) und einmal Bronze (Reifen). „Yuliya ist sehr perfektionistisch“, charakterisiert Kolosov ihre Trainerin, „das ist auch gut so, denn nur so wird man erfolgreich.“ Ähnlich sieht dies auch Varfolomeev: „Sie sagt immer, dass wir alles perfekt machen sollen. Das ist gut so, denn manche Trainer geben auf, Yuliya gibt nie auf.“ Bescheiden gibt die Trainerin, die seit acht Jahren in Schmiden arbeitet, das Lob zurück. „Ich hatte Glück, dass in meiner Trainerkarriere so ein Mädchen wie Darja aufgetaucht ist“, sagt Raskina. Dies sei nicht selbstverständlich. Die 15-jährige Turnerin und ihre 40 Jahre alte Trainerin verstehen sich gut. Und vertrauen sich gegenseitig. Es war ein mühsamer Weg ohne Garantie auf ein Happyend, den Raskina und ihre Gymnastinnen gegangen sind. „Am Anfang wussten wir nicht, wo wir in der Weltspitze stehen“, sagt die Trainerin. Beim ersten Weltcupstart erreichte Kolosov Platz 25, bei der Weltmeisterschaft 2021 schon Rang 16. Dann 15 Pressemappe Trainerpreis Baden-Württemberg 2022 Preisträger 2022 der Erfolg 2022. „Langsam wissen wir, wo wir stehen“, so Raskina. Auf alle Fälle ist eine deutsche Turnerin bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris sicher am Start. Nicht nur das deutsche Gymnastikteam musste sich orientieren, auch die Trainerin musste sich erst finden. „Am Anfang war ich als Trainerin nicht so ehrgeizig, weil ich als Sportlerin sehr erfolgreich war“, sagt die gebürtige Weißrussin, die in ihrer Karriere bei den Spielen 2000 in Sydney Silber im Mehrkampf gewonnen hat und zweifache Weltmeisterin geworden war. „Jetzt habe ich verstanden, dass ich das bestmögliche Ergebnis erreichen, also gewinnen will.“ Trotz der hohen Ziele, die Yuliya Raskina sich und ihren Turnerinnen gesteckt hat, scheint sie die richtige Mischung fürs Training gefunden zu haben. „Es gab noch keinen Tag, an dem die Mädchen gekommen sind und gesagt haben: ‚Ich will nicht trainieren.‘“ Dies bestätigt auch Margarita Kolosov. „Yuliya kombiniert das Training mit Humor und Liebe, sodass es uns gut geht und es keine Quälerei oder Knechterei ist.“ So lässt sich dann auch harte Arbeit leicht ertragen.

Jan Ceselka & Maximilian Pietrek: Gemeinsam unschlagbar

Jan Ceselka und Maximilian Pietrek sind Rugbytrainer mit Leidenschaft und einem großen Arbeitsethos. Der eine, Ceselka, ist bereits seit 2011 Landestrainer Baden-Württembergs. Der andere, Pietrek, ist seit 2016 Trainer am Olympia-Stützpunkt (OSP) Metropolregion Rhein-Neckar. Dort geht ihre tägliche Arbeit mit den Nachwuchsathleten Hand in Hand. In einer Teamsportart mit vielen Charakteren und Spielern mit unterschiedlichen Bedürfnissen hilft es, dass die beiden Erfolgstrainer verschiedene Typen sind. „Jan ist ein sehr fordernder Trainer. Er macht das, um die Spieler zu fördern und das Beste aus ihnen rauszuholen. Max ist ein kumpelhafter Typ, der sich jede Sorge anhört und darauf eingeht“, beschreibt Siebener-Rugby-Nationalspieler Carlos Soteras Merz die beiden. Er, genau wie eine große Anzahl der Spieler in den baden-württembergischen und deutschen RugbyAuswahlen, ging durch die Schule des Trainer-Duos. Ceselka und Pietrek pflegen ein freundschaftliches Verhältnis, auch zum erweiterten Betreuerstab. Claus-Peter Bach, Vorsitzender des Rugby-Verbands Baden-Württemberg (RBW), sieht dies als Grundlage für die erfolgreiche Arbeit, die das Gespann und alle Beteiligten seit vielen Jahren leisten: „Alle Landesauswahlen des RBW – die Männer, Frauen, U18-Junioren und -Juniorinnen, die U16-Jugendlichen und U15-Mädchen – sind bei deutschen Meisterschaften der Landesauswahlen seit zehn Jahren ungeschlagen. Der Anteil baden-württembergischer Athletinnen und Athleten an den deutschen Nationalkadern beträgt zwischen 37 und 70 Prozent. Entscheidend für den Erfolg der Teams ist ein sehr enges und vertrauensvolles Zusammenwirken nicht nur der Spieler, sondern auch der Trainer und des Betreuungsstabes, allen voran zwischen Jan und Max.“ Egal, wen man fragt: Für den Rugbysport im Land sind die beiden ein großer Gewinn. Doch auch über die Landesgrenzen hinweg hinterlassen sie ihre Spuren, denn zusätzlich zu ihrer hauptamtlichen Arbeit bringen sie sich als Cheftrainer deutscher Nationalteams ein. Maximilian Pietrek erreichte mit der 17 Pressemappe Trainerpreis Baden-Württemberg 2022 Preisträger 2022 Frauen-Nationalmannschaft bei der Siebener-Rugby-Europameisterschaft 2022 Rang acht in der Division 1 – vor den großen Rugby-Nationen Rumänien und Wales. Jan Ceselka belegte jeweils in der Division 1 mit den U18-Junioren bei der Siebener-Rugby-EM 2022 ebenfalls Platz acht und bei der Fünfzehner-Rugby-EM Platz sechs. Alle Teams haben den Klassenverbleib in der höchsten Leistungsklasse geschafft. Bleibt zu hoffen, dass Jan Ceselkas und Maximilian Pietreks Leidenschaft für den Rugbysport noch lange brennt und, um es in den Worten Soteras Merz‘ zu sagen, sie weiterhin „gute Rugbyspieler aus jungen Menschen machen“