
Beim Jugendforum der Baden-Württembergischen Sportjugend (BWSJ) stand eines im Mittelpunkt: die Perspektive junger Menschen im Sport. Am 15. Mai waren in Stuttgart engagierte Jugendliche mit politischen Entscheidungsträgern zusammengekommen, um ihre Anliegen direkt zu platzieren. Mit dem Format schafft die BWSJ Raum für Austausch auf Augenhöhe – und sendet ein starkes Signal: Die junge Generation will mitgestalten.
„Die Stimme junger Menschen aus dem Sport zählt – und heute bekommt sie den nötigen Raum, den sie verdient“, betonte Tobias Dosch, langjähriges Mitglied des BWSJ-JuniorTeams in seiner Begrüßung. Er ermutigte die Teilnehmenden, sich einzubringen, zu diskutieren und nachzuhaken. Dieser Einladung folgten die jungen Engagierten mit Nachdruck.
Bereits im Vorfeld konnten sie Themen einreichen, die ihnen besonders unter den Nägeln brennen. Die Agenda des Abends spiegelte das vielfältige Spektrum jugendlicher Interessen wieder: Sport im Ganztag, Anerkennung von Ehrenamt, Soziale Teilhabe, Ehrenamtsgewinnung und Maßnahmen zur Schließung der Rentenlücke. Weitere Impulse lieferten außerdem Themen wie Resilienz, Energieversorgung oder die Finanzierung der Freiwilligendienste. Dennis Birnstock, jugendpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, fasste die Diskussionen des Abends endsprechend zusammen: „Man merkt, Sport ist zwar die Antwort auf viele politische und gesellschaftliche Fragen, hat aber natürlich selbst auch große Herausforderungen.“
Eben diese Herausforderungen wurden in der ersten von drei Thementischrunden beleuchtet: Der demographische Wandel lässt die Rentenlücke wachsen, teilweise zu hohe Zugangshürden verhindern die Teilhabe am Sport aller, und bürokratische Hürden erschweren die Gewinnung Ehrenamtlicher. Runde zwei lud dann zum Träumen ein. Die Frage nach den perfekten Lösungen flankierte das Gespräch: Sollen die Schulen offener für außerschulische Partner im Ganztag sein? Kann ehrenamtliches Engagement durch die kostenlose Nutzung des ÖPNV mehr wertgeschätzt werden? Können Engagierte durch den Ausbau des Hauptamtes besser unterstützt werden?
Abschließend ging es um die Frage: „Wie machen?“. Finanzbildung in der Schule einführen, unbürokratische Hilfen für finanziell schwache Familien schaffen und mehr Sichtbarkeit durch Merchandise und Soziale Medien für das Ehrenamt herbeiführen. Manuel Hailfinger, jugendpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, griff diesen Punkt im Laufe des Abends nochmal auf: „Wir brauchen eine große Ehrenamtskampagne im Land, mit der wir die Sichtbarkeit erhöhen. Ehrenamt ist so vielfältig, viele wissen gar nicht, was es alles an ehrenamtlichen Leistungen gibt.“ Grundsätzlich hatte die Politik in den Thementischrunden aber vor allem eine Aufgabe: Zuhören und sich ein authentisches Bild von den Meinungen junger Menschen aus dem Sport machen.
Im zweiten Teil des Abends wurden diese Rollen getauscht. Die Jugendlichen formulierten ihre Anliegen auf Bällen und brachten diese in eine Fishbowl-Diskussion ein. Im Anschluss erhielten die jugendpolitischen Sprecher das Wort. Wie im Parlament üblich, stand jedem eine exakte Redezeit zur Verfügung – dieses Mal allerdings, um auf die Punkte der jungen Engagierten zu reagieren. Dabei wurde deutlich: Das Ehrenamt ist nicht nur zentraler Bestandteil des organisierten Sports, sondern eine tragende Säule der Gesellschaft – und das gerade in schwierigen Zeiten. „Jetzt zeigt sich, wie wichtig das Ehrenamt ist. In schwierigen Zeiten muss man kreativ beim Sparen sein, denn was dort aufhört, das kommt nie wieder“, mahnte Andreas Kenner, jugendpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, mit Blick auf drohende Kürzungen und die Notwendigkeit nachhaltiger Strukturen. Erwin Köhler, jugendpolitischer Sprecher der Bündnis 90/Die Grünen-Landtagsfraktion, griff sich nochmal die Freiwilligendienste raus: „Da werden wir drüber sprechen, dass die, die nach euch ein FSJ machen, leichter reinkommen und mit weniger Hürden einen Freiwilligendienst leisten können. Und dann auch ein Vorbild für ihre Generationen sein können, so wie ihr es seid.“
Das Jugendforum der BWSJ hat gezeigt: Junge Menschen im Sport haben klare Vorstellungen, fundierte Anliegen und den Willen, Verantwortung zu übernehmen. Politik und Gesellschaft sind gefordert, diese Impulse ernst zu nehmen, ihnen Raum zu geben – und gemeinsam mit der Jugend Lösungen zu gestalten. Denn nur so kann Sport zukunftsfähig bleiben: als sozialer Raum, als Bildungsort und als Plattform für gelebtes Engagement.
Das BWSJ-Jugendforum ist Teil des Projekts „Was uns bewegt“, das der Landesjugendring Baden-Württemberg im Auftrag des baden-württembergischen Landtags durchführt. Darüber hinaus wurde es als Green Event Baden-Württemberg ausgezeichnet.