Die Unterkunftslage für Flüchtlinge in Baden-Württemberg ist prekär. Die Berichte dazu umfassen überfüllte Erstaufnahmestellen, Zeltnotlager und umfunktionierte Sporthallen. Stand heute werden in mindestens 30 Kommunen Sportstätten zur Unterbringung der Flüchtlinge genutzt und somit können Sportunterricht und Vereinsangebote teilweise nicht mehr stattfinden. Ob am Bodensee, in der Landeshauptstadt oder in Südbaden: Im ganzen Land dienen Sporthallen als Zufluchtsort. Mit wachsender Sorge nimmt der Landessportverband Baden-Württemberg zur Kenntnis, dass in den kommenden Wochen weitere Sportstätten als Notunterkünfte in Betracht gezogen werden, und appelliert daher erneut an die Kommunen und Landkreise, bessere und menschenwürdigere Alternativen für die Unterbringung der Flüchtlinge zu finden. Nicht zuletzt, um das so wichtige gemeinsame Sporttreiben zu ermöglichen.
LSV-Präsident Dieter Schmidt-Volkmar zeigt Verständnis für das Handeln der Kommunen. Die Unterbringung von Flüchtlingen in Sporthallen mangels anderer Alternativen sei ein verständlicher Schritt:
„Die gesamte Gesellschaft ist schließlich verpflichtet, schnell und unbürokratisch den Menschen in Not zu helfen. Auch der organisierte Sport ist sich dieser Verantwortung bewusst.“
In zahlreichen Kommunen im Land bieten Sportvereine kostenlose Sport- und Bewegungsangeboten für Flüchtlinge an. Wie zum Beispiel der SC 08 Reilingen im Rhein-Neckar-Kreis, der seit November letzten Jahres ein Fußballangebot für Flüchtlinge hat. Der Verein initiierte außerdem eine Spendenaktion, um neben Trikots und Trainingssweatshirts hochwertige Winterbekleidung für die Flüchtlinge zu sammeln. Oder der Turnerbund Neckarhausen: Er lädt immer wieder aktiv alle im Stadtteil aufgenommen Flüchtlinge zu seinen Sport- und Vereinsaktivitäten ein und bot dem syrischen Flüchtling Firas Abu Khraish an, ab dem 1. September 2015 ein Freiwilliges Soziales Jahr im Verein zu absolvieren. Voller Begeisterung sagte Abu Khraish zu.
In einigen Kommunen wird seit Beginn der Schule am 14. September deutlich: Der Vereins- und Schulsport, aber auch die Sportangebote der Vereine für die Flüchtlinge können nicht so durchgeführt werden, wie angedacht.
„Wenn die Turnhallen weiterhin besetzt sind und sich in den nächsten Monaten daran auch nichts ändert, werden die Sportangebote unserer Vereine für die Flüchtlinge, die ein so wichtiger Baustein für eine gesellschaftliche Integration sind, leiden und vielleicht auch gar nicht mehr stattfinden können“, gibt sich Dieter Schmidt-Volkmar besorgt. „Wir appellieren deshalb eindringlich an die zuständigen Stellen, schnell bessere Alternativen für die Unterbringung zu erarbeiten und so einerseits eine menschenwürdige Unterbringung sicherzustellen, andererseits das so wichtige gemeinsame Sporttreiben zu ermöglichen.“