Manchmal braucht es Umwege, um ans Ziel zu kommen. So einen Weg ist Artur Hoppe gegangen. Offen sagt der Kugelstoß-Coach am Bundesstützpunkt Stuttgart: „Ganz ehrlich, für mich war nicht eindeutig klar, dass ich Trainer werde.“ Parallel zu seiner Karriere als Kugelstoßer und Diskuswerfer absolvierte er eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Während der Lehre hat er dann erkannt, „dass ich das nicht mein ganzes Leben lang machen will“.

Krise wäre ein zu großes Wort, aber als sich irgendwann die Verletzungen häuften, dachte Artur Hoppe ans Aufhören. Doch was dann? Hoppes Trainer Peter Salzer hat das Dilemma erkannt, in dem sein Athlet steckte. Deshalb bat er ihn, ihn im Training zu unterstützen. „Ich weiß nicht, ob er sofort den Trainer in mir gesehen hat oder ob er nur wollte, dass ich so lange dabeibleibe, bis meine Verletzung auskuriert war“, sagt der 36-Jährige. Sein Förderer Salzer meint: „Mich hat begeistert, dass er sein eigenes Tun und seine eigene Technik ständig hinterfragt. Das sind gute Voraussetzungen für einen guten Trainer.“

Dass Artur Hoppe ein guter Trainer ist, hat er in den zwölf Jahren, die er mittlerweile als Coach arbeitet, hinlänglich bewiesen. Dies belegt allein ein Blick auf die Ergebnislisten internationaler Meisterschaften im Jahr 2023. Tizian Lauria und Eric Maihöfer (beide VfL Sindelfingen) begeisterten bei der U23-EM mit einem Doppelsieg. Vom Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) brachte U18-Talent Kelson de Carvalho (LG Steinlach-Zollern) Bronze mit. Und bei der U20-EM gewann Nina Ndubuisi (SG Schorndorf) Gold. Was dieses talentierte Quartett verbindet? Alle werden von Artur Hoppe trainiert.

So verwundert es nicht, dass auch irgendwann Iris Manke-Reimers auf Hoppe zukam, als sie für ihre Athletin Yemisi Ogunleye Unterstützung in Sachen Drehstoßtechnik benötigte. Schließlich praktizierte Hoppe diese Technik selbst als Athlet. „In Deutschland war ich eine Rarität.“ Deshalb hat er sich immer wieder Rat bei Drehstoßtechnikpionier Rolf Oesterreich in Chemnitz geholt. Der hatte 1976 die Sieben-Kilo-Kugel 22,11 Meter weit gestoßen – elf Zentimeter weiter als der damalige Weltrekord. Der DDRLeichtathletikverband hat diese Bestmarke aber nie weitergemeldet.

Die Kooperation mit Yemisi Ogunleye hat sich dann ganz behutsam entwickelt. „Im ersten Jahr haben wir sehr viel experimentiert“, berichtet Hoppe, „im zweiten kannte ich ihre Stärken und Schwächen, ihre natürlichen Bewegungen. Dann haben wir ihre Technik, die sie momentan stößt, entwickelt. Die ist ziemlich optimal für ihren Typ, denn sie kommt mehr von der Athletik und nicht so von der Maximalkraft.“ Als Ziel hatte sich das Trio Hoppe, Ogunleye und Manke-Reimers eine Weite von 20 Metern und eine Medaille bei den Olympischen Spielen gesetzt. Nach einer kurzen Pause fügt Hoppe dann an: „Am Ende haben wir es gut hinbekommen.“

Das gute an der Drehstoßtechnik sei, philosophiert Artur Hoppe, „dass jeder mit ihr weit stoßen kann“. Und er macht auch mit Blick auf Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye noch Lust auf weite Stöße. „Ich traue ihr noch eine Menge zu“, erläutert er, „meiner Meinung nach sind wir mit den 20 Metern erst am Anfang ihrer Leistungsfähigkeit.“ Dann fällt die Zahl 21. „Das sollte unser Ziel sein“, sagt er und versucht gleich aufkommende Euphorie wieder einzufangen: „Bis Los Angeles haben wir noch Zeit.“

Sollte Yemisi Ogunleye tatsächlich bis 2028 so weit stoßen, möchte er seinen eigenen Anteil dazu nicht allzu hoch bewertet sehen. Denn Artur Hoppe sieht sich als Teamplayer – gemeinsam mit Iris Manke-Reimers, aber auch mit seinen Stuttgarter Kollegen Peter Salzer und Markus Reichle.

Grundsätzlich bewertet er den Trainerberuf ganz simpel: „Am Ende ist entscheidend, ob man das Auge und das Händchen hat, die Eigenheiten und Stärken zu erkennen und beizubehalten.“ Wenn auch mit einigen Umwegen setzt Artur Hoppe seine Stärken gewinnbringend ein.