Wie geht eigentlich interkulturelle Öffnung? Mit dieser Frage beschäftigten sich bei der diesjährigen Stützpunkttagung des Programms „Integration durch Sport“ in der Sportschule Ruit rund 30 Vereinsvertreter. Obwohl diese Thematik gerade in Zeiten des demografischen Wandels, des Mitgliederschwundsund der starken Zuwanderung von Flüchtlingen so aktuell ist, wie seit dem Zuzug der Spätaussiedler nicht mehr, ist der Begriff für viele schwer fassbar. Denn interkulturelle Öffnung passiert nicht nebenher und einfach so. Vielmehr wird darunter ein Prozess der Organisationsentwicklung verstanden, der alle strukturellen Ebenen eines Vereins betrachtet. Programmmitarbeiter Sergej Gergert verdeutlichte den Teilnehmern die Bedeutung des Ganzen:

„Nur wer sich den damit verbundenen Potenzialen bewusst ist und sich aktiv dafür entscheidet kann von dem Mehrwert, wie beispielsweise neuen Mitgliedern und Ehrenamtlichen, profitieren.“

Los ging die Tagung mit einer kurzen Begrüßung und Einführung durch IdS-Programmleiter Torsten Schnittker, der dieses Jahr einen ganz besonderen Gast begrüßen durfte: Heike Kübler – Bundeskoordinatorin des DOSB – war eigens für den Austausch mit den Vereinsvertretern angereist. Nach einem kurzen Input ihrerseits über die Entwicklung des Programms, ließ sie sich von den Anwesenden über deren Erfahrungen, Erfolge ebenso wie über Probleme und Schwierigkeiten an der Basis berichten, ehe sie den Teilnehmern bis zur Mittagspause Rede und Antwort stand.

Während es im Vorjahr vor allem darum ging, „warum interkulturelle Öffnung notwendig ist“, sollte es dieses Jahr nun einen Schritt weitergehen. So stand am Nachmittag die Frage nach dem „Wie?“ im Mittelpunkt. Grundlage hierfür war ein interkultureller Selbstcheck, den jeder Teilnehmer/in auf Basis ihrer jeweiligen Erfahrungen und den Gegebenheiten im eigenen Verein individuell für sich durchführte. Dieser Selbstcheck ist ein wichtiger Bestandteil des Prozesses, den Vereine im Rahmen der Öffnung durchlaufen. In vier für Sportorganisationen typischen Kategorien – wie Strukturen oder Personal – müssen die Befragten die Situation einschätzen und bewerten. Gefragt wurde hier unter anderem nach der Mehrsprachigkeit von Dokumenten, der Verankerung des Themas in der Satzung, sowie der Festlegung personeller Zuständigkeit in Person eines Integrationsbeauftragten. Aber auch die gezielte Gewinnung von Menschen mit Migrationshintergrund für die Sportangebote wie auch ehrenamtliche Tätigkeiten und andere Vereinsfunktionen spielen eine bedeutende Rolle. Anhand einer Skala wurden die Ergebnisse visualisiert. So konnten einerseits die eigenen Stärken und Schwächen identifiziert werden, zum anderen ermöglichte diese Vorgehensweise  Vergleiche mit anderen zu ziehen. Für viele war es der erste interkulturelle Selbstcheck wodurch wichtige Erkenntnisse gewonnen wurden. „Es wird viel gemacht, aber besonders in den Strukturen und der Öffentlichkeitsarbeit ist noch viel Luft nach oben“, stellte ein Teilnehmer fest. Eine Teilnehmerin hingegen machte deutlich, dass einige Punkte bereits erfolgreich umgesetzt würden, jedoch das Bewusstsein hierfür noch gefehlt habe.

Genug Zeit zum Austausch untereinander darüber boten zwei daran anknüpfende Arbeitsphasen. Bunt gemischte Gruppen setzten sich dabei mit konkreten Fragen zur Umsetzung auseinander. Neben den vereinsinternen Voraussetzungen konnten auch individuelle Chancen und Barrieren identifiziert werden. Diese wurden abschließend im Plenum gesammelt und dazu entsprechende Unterstützungsmöglichkeiten seitens des Landessportverbandes angesprochen.

Im Rahmen der Tagung ist klar geworden, dass interkulturelle Öffnung ein langfristiger Prozess ist, dessen individuelle Ausgestaltung von Verein zu Verein unterschiedlich ist und bei dem der Mensch als Individuum im Mittelpunkt stehen sollte. Nötig sind dazu die Bereitschaft zur Veränderung und eine stetige Überprüfung der einzelnen Schritte des Prozesses.  In allen Phasen steht das Programm „Integration durch Sport“ beratend und unterstützend zur Seite.