Daniel Lede Abal, Bernhard Lasotta, Sabine Wölfle und Jürgen Keck: Dies sind die vier integrationspolitischen Sprecher ihrer Fraktionen in der Landtagswahlperiode 2016 bis 2021 von Baden-Württemberg. In diesen frisch gewählt ist lediglich Jürgen Keck von der FDP, die anderen gehören dem Landtag zum Teil bereits seit mehreren Wahlperioden an. Der LSV hat die integrationspolitischen Sprecher gefragt, welche Schwerpunkte sie in ihrem Amt setzen möchten, welche Herausforderungen sie auf sich zukommen sehen und welche Rolle dabei der Sport spielen wird.

Daniel Lede Abal (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen)
Der 40-jährige direkt gewählte Abgeordnete aus dem Wahlkreis Tübingen gehört dem Landtag seit 2011 an. In Stuttgart als Sohn eines spanischen Vaters und einer deutschen Mutter geboren, lebte er zunächst auch dort, später in Korntal und Ditzingen. In seiner Kindheit war Lede Abal aktiver Handballer und insgesamt 19 Jahre Handballschiedsrichter im Jugend- und Aktivenbereich. Nach Abitur und Zivildienst wohnt er seit zwanzig Jahren in Tübingen und war zuletzt Geschäftsführer einer Weinhandlung. Mitglied seiner Partei ist Lede Abal seit 1998 mit besonderem Interesse für die Themen Asyl und Antirassismus, Demokratie, Bürgerrechte, Daten- und Verbraucherschutz. In der jetzigen Wahlperiode ist er Fraktionssprecher für Migration und Integration. Zum Thema Sport und Integration sagt Daniel Lede Abal: „Sport ist ein wichtiger Integrationsmotor, er bewegt die Menschen – nicht nur körperlich. Integration ist ein Prozess, der auf Gegenseitigkeit beruht, und dafür braucht es Brücken. Der Sport mit seinen Vereinen und dem damit verbundenen Ehrenamt hat, mehr als andere gesellschaftliche Bereiche, die integrative Kraft, Begegnung zu schaffen, Menschen zu verbinden und dabei gleichzeitig Werte wie Teamgeist und Fairness zu transportieren. Damit hat der Sport in Baden-Württemberg für die Integration eine hohe gesellschaftliche Bedeutung und auch Verantwortung.“

Bernhard Lasotta (CDU-Fraktion)
Bernhard Lasotta ist ein alter Hase im Stuttgarter Landtag, dem er seit dem Jahr 2001 angehört und in dem er den Wahlkreis Neckarsulm vertritt. Der 47-Jährige studierte nach dem Abitur in Bad Wimpfen Medizin an der Universität in Heidelberg. Nach seiner Promotion am Institut für Medizinische Biometrie und Informatik der Universität Heidelberg ist er seit 1999 Assistenzarzt an der Klinik für Anästhesie und Operative Intensivmedizin der SLK-Kliniken in Heilbronn. 15 Jahre lang war Lasotta stellvertretender Bürgermeister der Stadt Bad Wimpfen. Seit fünf Jahren ist er nun innerhalb der CDU-Landtagsfraktion Sprecher für Integrationspolitik.
In Bezug auf die Frage, ob Sport integrativ sei, antwortete Lasotta: „Sport als Mannschaftssportart oder gemeinsames Erlebnis ist integrativ, weil Menschen zusammenkommen und gemeinsame Werte – Sportsgeist, Zusammenhalt, Kameradschaft, Leistungsbereitschaft und
gemeinsame Interessen – gelebt werden. Die Erfahrungen vertiefen das Miteinander und die Akzeptanz für andere. Der Sport leistet zur Integration von Menschen aber auch einen unverzichtbaren Beitrag, indem eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung stattfinden kann. Die Mitwirkung in Vereinen bringt darüber hinaus Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter, sozialem Status, Schulbildung oder Beruf, religiöser und politischer Ausrichtung, körperlichen Voraussetzungen oder Herkunft, zusammen.“

Jürgen Keck (FDP-Fraktion)
Der 56-jährige Jürgen Keck ist erst seit März dieses Jahres Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Konstanz. Zuletzt war er 33 Jahre lang als Versandleiter in einem mittelständischen Unternehmen tätig. Seit zwölf Jahren ist Keck Mitglied des Kreistags von Konstanz sowie Fraktionsvorsitzender seiner Partei im Regionalverband Hochrhein-Bodensee.
Zum Thema Sport und Integration äußert sich Jürgen Keck, der gleichzeitig auch jugendpolitischer Sprecher seiner Landtagsfraktion ist, wie folgt: „Sport ist für mich weit mehr als körperliche Betätigung. Sport bringt Menschen, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Alter, sozialem Status, religiöser oder politischer Anschauung, körperlichen Voraussetzungen oder Herkunft, zusammen. Sport vermittelt Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen soziale Kompetenzen, stärkt durch gemeinsame Erfolge und Misserfolge, lebt von Leistungsbereitschaft, Verantwortung und Fairplay. Diese integrative Kraft muss gerade in der heutigen Zeit noch weiter gestärkt werden.“ Über den Sport, so Keck, werden neben der sportlichen und somit gesundheitsförderlichen Betätigung – quasi als Begleiterscheinung – Eigenschaften gefördert, die Geflüchteten helfen, sich zu integrieren.

Sabine Wölfle (SPD-Fraktion)
Wie Daniel Lede Abal ist auch Sabine Wölfle seit dem Jahr 2011 Mitglied des baden-württembergischen Landtags und vertritt dort den Wahlkreis Emmendingen, nördlich von Freiburg gelegen. 1959 in Wuppertal geboren, wohnt Wölfle jedoch bereits seit 38 Jahren in Waldkirch und ist von Beruf Reiseverkehrskauffrau. In ihrer ersten Wahlperiode war sie sportpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, nunmehr seit März dieses Jahres stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion und gleichzeitig Sprecherin für Integration und Inklusion sowie Sozial- und Frauenpolitik. Sabine Wölfle ist seit Kindesbeinen aktive Sportlerin: Ein Faible hat sie für Schwimmen, Leichtathletik, Fußball, Volleyball, Ski und Mountainbike.
Auf die Frage, ob Sport für sie integrativ sei, antwortet Wölfle: „Ja, unbedingt. Sportliche Leistung ist etwas anderes als Leistung im Beruf oder Studium, wo es ja eine existenzielle Frage ist. Im Sport können sich die Menschen in ihrer Freizeit ohne Druck kennenlernen und damit auch Vorurteile und Hürden abbauen.“ Und in Bezug auf die Integration ausländischer Einwanderer sagt sie: „Auch ohne Sprachkenntnisse können zu uns gekommene Menschen durch den Sport Zugang in unsere Gesellschaft bekommen. Das ist eine große Chance für die Vereine, erfordert aber auch viel Engagement und muss auch gut begleitet werden.“ Zudem, so Wölfle, ist der demografische Wandel gerade auch für die Sportvereine von großer Bedeutung. „Er ist eine Chance für die Vereine, und speziell der Sport hat eine hohe integrationspolitische Kompetenz.“