Herr Scholz, Sie sind etwas mehr als ein Jahr Vorsitzender des Präsidialausschusses Leistungssport. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Ich kann ein absolut befriedigendes Fazit ziehen. Dies betrifft sowohl die Struktur des Ausschusses als auch die inhaltliche Arbeit. Allerdings ist die zeitliche Beanspruchung doch unglaublich hoch.

Die Mitglieder des neuen Ausschusses wurden bis auf die Vertreter der Sportbünde, Olympiastützpunkte und des Ministeriums über sogenannte Cluster gewählt. Welche Vorteile sehen Sie darin?
Das liegt auf der Hand. Wir haben zum ersten Mal direkt gewählte Mitglieder im PauLe, die ihren Clustern Informationen zu Entscheidungen geben oder als Mittler zwischen PauLe und Cluster fungieren. Die Legitimation der Mitglieder des Präsidialausschusses ist enorm gestiegen und zeigt uns, dass wir

auf dem richtigen Weg sind. Letztendlich haben wir den Auftrag, die uns zur Verfügung gestellten öffentlichen Mittel und die Forderungen aus dem Leistungssport gerecht abzuwägen und über deren Verwendung zu entscheiden. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang aber auch der Austausch untereinander. Man lernt nicht zuletzt Stärken und Schwächen anderer Sportarten kennen.

Sie sprachen von strukturellen Veränderungen. Was meinen Sie damit genau?
Wir haben uns von vorneherein eine, sagen wir mal, Geschäftsordnung gegeben. Wir tagen vier Mal im Jahr, alle Termine stehen ein Jahr im Voraus fest. Die Tagesordnung ist sehr stringent gehalten, vom Hauptamt um Uli Derad und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Geschäftsstelle hervorragend vorbereitet. Und was mir ganz wichtig erscheint: Wir tagen nicht mehr im Geheimen, die Ergebnisse sind öffentlich und transparent, und das ist aus meiner Sicht sehr wichtig.

Da gehen Sie zum Teil durchaus neue Wege.
Ja, wobei früher ja nichts absichtlich geheim gehalten wurde. Aber wir möchten auch bei negativen Entscheidungen eine größtmögliche Transparenz und Nachvollziebarkeit der getroffenen Entscheidungen bieten. Also, wenn man so will, ein Stück unmittelbare Mitwirkung durch die Cluster und deren Vertreter.

Erklären Sie bitte noch einmal, in welche Cluster sich die Sportartenvertreter aufteilen.
Das sind Behindertensport, Individualsportarten (olympisch), Individualsportarten (olympisch, mit Naturbezug), Individualsportarten (nicht olympisch), Spielsportarten sowie Kampfsportarten und Rückschlagspiele. Und dann eben die Vertreter der Olympiastützpunkte, der Sportbünde, des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport sowie das Hauptamt des LSV.

Entscheidungen im investiven Bereich fällt Ihr Ausschuss aber nicht?
Nein, wir bewerten diese lediglich aus sportfachlicher Sicht, getroffen werden die Entscheidungen dann im geschäftsführenden LSV-Präsidium.

Und dort fühlen Sie sich gut aufgehoben?
Eindeutig ja, es wäre ja auch schlimm, wenn es anders wäre. Die Förderung des Leistungssports ist eine der Kernaufgaben des Landessportverbandes. Ich denke, dass die Satzungsreform in den Köpfen angekommen ist, der Leistungssport hat ganz gewiss eine starke Stellung in unserem Präsidium.

Zuletzt trafen Sie sich mit Ihrem Ausschuss zu einer zweitägigen Klausur in Bad Herrenalb. Um welche Themen ging es dort?
Die Überschrift über allem ist: Die Förderung des Leistungssports überdenken und weiter professionalisieren. Schließlich verwalten wir ja auch Steuergelder. Es ging darum, Begrifflichkeiten zu bestimmen, aber auch darum, die nunmehr beginnende Evaluierung der Sportarten zu besprechen.
Es ging um Förderpläne, eine Überarbeitung des Berufsbilds für das Leistungssportpersonal. Der Diplom-Psychologe, u. a. für Organisationsentwicklung, Hubert Schübel, führte ein mit einem Vortrag „Vision und Strategien entwickeln“. Aber es ging nicht zuletzt auch darum, sich näher kennenzulernen. Aus meiner Sicht war die Veranstaltung mehr als nur gelungen.

Lassen Sie uns zum Schluss über ein Thema sprechen, welches zuletzt auch medial im Vordergrund stand, die Reform der Olympiastützpunkte im Land. Sie waren in viele Gespräche mit dem Bund, dem Deutschen Olympischen Sportbund und dem Land eingebunden. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Ja, ohne Wenn und Aber. Das dezentrale Modell mit zentraler Führungsstruktur des LSV ist richtig. Neuer Rechtsträger der Olympiastützpunkte im Land ist ab dem kommenden Jahr nunmehr der LSV. Die bisherigen Trägervereine wandeln sich in Fördervereine mitsamt eventuell bereits existierenden Fördergesellschaften um. Wichtig ist, dass die Olympiastützpunkte Freiburg, Rhein-Neckar und Stuttgart weiterhin zentrale Service- und Betreuungseinrichtungen für Olympia-, Perspektiv- und Aufbaukader sowie deren Trainer sind. Unsere getroffene Grundvereinbarung ist gut und kann Kräfte bündeln. Nennen wir es so: Aus drei Einzelsportlern haben wir ein Team gebildet.